Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Sinfonische Etüden op. 13
Schumann
begann mit der Komposition der ersten Variationen im Jahre 1834. Das Thema
stammte von einem Hauptmann Baron Ignaz von Fricken, von dem berichtet wird,
dass er ein leidenschaftlicher Amateurmusiker gewesen sein soll und auch gut
die Flöte geblasen habe. Er stammte aus dem böhmischen Ort Asch. Seine Tochter
Ernestine erhielt zur selben Zeit wie Schumann Klavierunterricht bei Friedrich
Wieck, seinem späteren Schwiegervater. Zwischen Ernestine und Robert
entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Ihr hat er im Carnaval op. 9 ein kleines
Denkmal gesetzt: aus Asch wird dort a-es-c-h und aus Schumann es-c-h-a, die
vertonbaren Buchstaben seines Namens, im Carnaval die Nummer 10. Die Anzahl der
Variationen über von Frickens‘ Thema wuchs allmählich auf 18 an. Im Jahre 1837
entschloss er sich zu einer Veröffentlichung von 12 Stücken unter dem Namen
„Sinfonische Etüden". Von ihrem pianistischen Anspruch her liegen hier
tatsächlich eher Etüden als Variationen vor. 1852 gab er sie erneut heraus und
eliminierte die Etüden Nr. 3 und 9, dabei wurde auch das Finale gestrafft.
Jetzt erhielt das Werk die Bezeichnung „Etüden in Form von Variationen".
Nach Schumanns Tode kam es 1861 zu einer weiteren Neuausgabe, veranlasst durch
Clara. Auf der Grundlage der Edition 1852 fügte sie die beiden Etüden wieder
ein. In dieser Fassung wird das Werk heute meistens aufgeführt. Warum Schumann
fünf der ursprünglich komponierten Variationen nicht in die Druckfassung
übernahm, darüber kann man nur rätseln. Es sind bis auf die erste durchweg
langsame, eher kontemplative Stücke, die Schumanns Gefühlsbereich Eusebius
angehörigen. Die restlichen Etüden/Variationen neigen, außer der letzten,
seinem anderen Ego Florestan zu. Vielleicht war ihm der durchgehende
Schwung wichtiger als eine Aufeinanderfolge abwechselnder Stimmungslagen. Die
nicht berücksichtigten Stücke gab Johannes Brahms aus dem Nachlass heraus, das
sechste kam erst mit Ragnar Schirmers CD ans Licht der Öffentlichkeit. Für die
Erstfassung machen sich Maurizio Pollini, Ragna Schirmer, Tzimon Barto und
Philippe Bianconi stark. Die restlichen Pianisten legen meist eine Mischfassung
vor: Thema, Etüden 1-11 aus der Erstfassung und das Finale der Spätfassung. Der
Zweitfassung bin ich auf CD noch nicht begegnet. Mittlerweile spielen und
nehmen auch sehr viele Pianisten die 5 nachgelassenen Etüden/Variationen mit
auf, im Kommentar habe ich dies mit „+ 5" angezeigt. Die Anordnung der 5
Etüden ist jedoch unterschiedlich. Einige spielen sie als Block vor (Perahia)
oder eher nach den Etüden (Ney, Schiff, Demus, Vermeulen und Bianconi) und
tasten so das veröffentliche Opus nicht an. Wieder andere Klavierspieler fügen
sie als Block, in der Reihenfolge von Brahms‘ Veröffentlichung, ins Werk ein.
Am musikalisch sinnvollsten scheint mir Svjatoslav Richters Lösung zu sein, bei
der sich die fünf zwischen den Etüden 5 und 6 finden. Für eine Blockfassung
entschieden sich auch Ashkenazy-64, Pollini, Tipo, Rösel, Aimard, Buchbinder
und Le Sage. Eine verstreute Aufteilung, wie bei Cortot, Arrau, Brendel-90,
Vladar, Bingham, Glemser, Collard, Schirmer, Helmchen, Himy, Kissin, Fr.Kempf,
Barto, Trifonov und Schliessmann ist m. E. gewöhnungsbedürftig. Anda und
Pletnew nehmen nur jeweils zwei Variationen dazu. Einige Klavierspieler/-innen wählen
in der 1. Etüde die Frühfassung von 1852, da vernimmt man in Takt 12 als
Mittelstimme eine Repetition von Sechzehntelnoten, zu hören bei Pogorelich,
Buchbinder, Rubinstein und Demus. Andere entscheiden sich im Finale für die
Erstfassung: vor Beginn des 2. Couplés erweiterte Schumann den Ablauf durch
einen zusätzlichen Gedanken, den er später wieder eleminierte. Diese
Frühfassung berücksichtigen Arrau, Brendel-90, Collard, Barto, Bianconi und
Himy.
In der 2.
Etüde fügt Schumann in den Sechzehntel-Begleitstimmen in den Takten 5 und 13
Akzente ein, die bei fast allen unberücksichtigt bleiben, außer von Andras
Schiff; Eric Himy deutet sie wenigstens an. Nur bei Emil Gilels-BMG hört man in
der folgenden Paganini nachempfundenen 3. Etüde im „Spiccato" der rechten
Hand den Wechsel am Ende bzw. Anfang der jeweiligen Zweiunddreißigstel-Passage:
e-d, d-cis, cis-h, h-a usw. In der 8. Etüde sei noch auf die etwas bizarr
anmutende das ganze Stück beherrschende Spielfigur, die sich in beiden Händen
abwechselt, hingewiesen, ihr Rhythmus scheint aus einer französischen Ouvertüre
der Barockzeit zu stammen. Da wird mit vier Vierundsechzigsteln einen Zielton
(punktierte Achtel) angesteuert und dann wieder mit einer
Zweiunddreißigstel-Triole verlassen, dabei sind die Vierundsechzigstel etwas
schneller zu spielen als die Zweiunddreißigstel! Diesen gewiss kleinen
Unterschied hört man selten genau oder erst gar nicht, einige Spieler achten
jedoch darauf, z. B. Kissin, Demus, Vinocour, Kabanowa, Helmchen, Himy und
Aimard. Überdeutlich stellen ihn Collard und Stern heraus. In derselben Etüde
wiederholen auch Rubinstein und Werner Haas den Anfang, was von Schumann nicht
vorgesehen ist. Eine zusätzliche Wiederholung findet sich auch in der folgenden
Etüde bei Richter, Katchen, Tipo, Himy und Tokarev. Bei der 10. Etüde hat der
Komponist der linken Hand die Vortragsbezeichnung non legato beigefügt,
nicht vergessen wird das bei Casadesus, Nat, Grützmann, Glemser, Kissin und
Kabanowa.
Das Finale,
von Schumann als Etüde XII bezeichnet, trägt die Form eines fünfteiligen
Rondos: Thema-Couplé 1-Thema-Couplé 2-Finale. Trotz großen Schwungs, Allegro
brillante, ist die musikalische Ausbeute eher bescheiden: die
entsprechenden Abschnitte werden fast nur wiederholt, im 2. Couplé bringt er
Ges-Dur anstelle von As-Dur. Insgesamt stellt das eine Herausforderung der
Interpreten dar, die Spannung nicht zu vernachlässigen. Der Umgang mit den
Wiederholungen ist recht unterschiedlich, kaum werden alle berücksichtigt.
Cortot, Anda, Gelber, Collard, Kissin, Bingham und Helmchen verzichten auf
viele Wiederholungen.
Richter |
BMG Melodya |
1971 |
33‘50 |
5 |
+ 5; es gelingt Richter die einzelnen Motive und Themen, auch in den langsamen Abschnitten, scharf zu umreißen und so das Werk mit all seinen Kontrasten unvergesslich darzustellen |
Gilels |
BMG Melodya |
1984 |
27‘21 |
5 |
live Japan – Th fast schon zelebriert, E 2 hier zeigt sich Gilels‘ pianistische Meisterschaft: klare Oberstimme, deutlicher Bass, getragenes Tempo, konzentriert, Stimmführung immer gut zu verfolgen, atmosphärisch dichtes Klavierspiel; guter Klavierklang, sehr konzentriertes Publikum |
Gilels |
Ermitage |
1984 |
24‘32 |
5 |
live Locarno – E 3 nicht ganz so zwingend wie zuvor, G. arbeitet in E 11 die Zweistimmigkeit in der rechten Hand deutlich heraus, einige winzige pianistische Einbußen |
Glemser |
Naxos |
2002 |
38‘50 |
5 |
+ 5; Glemser hat eine feste
Vorstellung von jedem Stück, jedes sf sitzt, die Aufnahme wird den
lyrischen wie dramatischen Passagen gleichermaßen gerecht Anfang und besonders Schluss gut und überzeugend, dazwischen eher ein Suchender, zwiespältiger Eindruck, manches zu langsam und unentschlossen – herabstufen auf 4? |
Pollini |
DGG |
1981 |
32‘00 |
5 |
+ 5; immer schlank, klar und durchsichtig, ohne Tempomätzchen, überzeugend |
Trifonov |
SWR |
2014 |
31‘47 |
5 |
+ 5, live Schwetzingen, unveröffentlicht – T. versenkt sich in Schumanns Gedankenwelt und bietet persönliche sowie überzeugende Lösungen an |
|
|||||
Le Sage |
alpha |
2007 |
35‘05 |
4-5 |
+ 5; Temperament und Präzision auf gemeinsamen, niveauvollem Nenner, persönliche Note kommt etwas kurz |
Hamelin |
hyperion |
1999 |
24‘52 |
4-5 |
hochvirtuose, jedoch keineswegs oberflächliche Interpretation, - klare und runde Bässe! |
Ashkenazy |
Decca |
1964 |
33‘33 |
4-5 |
+ 5; mit leichter Hand gestaltet, aber nicht über die Musik hinweg, das Finale allerdings etwas leichtgewichtig |
Ashkenazy |
Decca |
1987 |
34‘24 |
4-5 |
+ 5; Klavierklang hat deutlich an Leuchtkraft und Fülle zugenommen |
Grützmann |
Teldec |
1990 |
25‘57 |
4-5 |
mit jugendlich frischem Zugriff, rhythmischem Schwung und musikalischem Einfühlungsvermögen, G. nimmt den beiden Couplés im Finale etwas von ihrer Langatmigkeit |
Schiff, Andras |
Teldec |
1995 |
35‘53 |
4-5 |
+ 5; darstellerische Konzentration, energetisch, Blick auch immer wieder auf Details |
Casadesus |
CBS Sony |
1950 |
21‘26 |
4-5 |
Casadesus tritt hinter die Partitur zurück, E2 belebt, E3 vivace! ganz locker, Finale wie ein Kehraus |
Gelber |
EMI |
1966 |
19‘03 |
4-5 |
geschliffen, geschmeidig, virtuos, mit viel Klangsinn, die meisten Wiederholungen fehlen jedoch |
Anda |
DGG |
1963 |
22‘30 |
4-5 |
▼ |
Anda |
Orfeo |
1956 |
21‘48 |
4-5 |
live, ▼ |
Anda |
audite |
1954 |
21‘52 |
4-5 |
▼ |
Kissin |
RCA |
1990 |
30‘47 |
4-5 |
+ 5, live – bewegt pulsierendes Klavierspiel, zupackend, hellwach, unangestrengt |
Kempff |
DGG |
1956 |
24‘37 |
4-5 |
gelassen, mit viel Klangsinn in den ruhigen Etüden, das Kapriziöse in E5 ist bei Kempff in besten Händen |
Kempff |
DGG |
1972 |
26‘23 |
4-5 |
Etüden jetzt meist etwas langsamer, E8 keinen Tiefsinn suchend, E11 linke Hand wie das Murmeln eines Baches, bewusst nur die harmonischen Gegebenheiten herausgearbeutet, nicht die einzelnen Noten klingen lassen, Artikulation des 2. Taktes auf 1 sowie die folgenden Wiederholungen nicht einheitlich |
Pogorelich |
DGG |
1981 |
27‘19 |
4-5 |
Interpretation mit persönlicher Note, im Thema werden Akkord an Akkord gereiht, E6 Oberstimme zugunsten der Akkordverschiebungen vernachlässigt |
Himy |
Centaur |
2006 |
34‘00 |
4-5 |
+ 5; Steingraeber-Flügel E-272 , schöne sonore Bässe, wirkt sich gleich im Thema aber auch in E11 besonders aus, eigene Handschrft des Pianisten |
Richter |
Praga |
1956 |
27‘21 |
4-5 |
live, + 5 – noch nicht ganz so überzeugend wie 1971, Th verträumt, E 1 rubato, agitato-Tempo in E 6 nicht durchgehalten, etliche Fehlgriffe, besonders im Finale, Etüden 8-10 fehlen! |
Rösel |
Berlin Classics |
1978 |
35‘48 |
4-5 |
+ 5; keine Einwände, jedoch etwas trocken, ohne einen Schuss Charme |
Aimard |
Warner |
2006 |
35‘19 |
4-5 |
+ 5, live – entschieden, klar, mit Hingabe, aber auch etwas zu objektiv |
Nat |
EMI |
1953 |
23‘14 |
4-5 |
Nat hat ein Feeling für Schumanns Musik, E11 ganz zart, stimmig, jedoch fehlen viele Wiederholungen, etliche Fehlgriffe im Finale |
|
|||||
Katchen |
Decca |
1953 |
24‘04 |
4 |
entschiedenes Klavierspiel, Katchen kniet sich in die Einleitung hinein, E3 rechte Hd. tritt etwas zurück, E6 stürmisch, E11 etwas dramatisch äußerlich |
Anda |
Polydor DGG |
1943 |
23‘18 |
4 |
▼ |
Vladar |
Naxos |
1988 |
35‘49 |
4 |
+ 5; Vladar arbeitet dynamische Unterschiede gut heraus, musiziert wie selbstverständlich, locker im Anschlag, zuweilen aber auch etwas nüchtern, E7 sehr überzeugend, E8 Konzept?, Finale: deutlicher Kontrast zwischen Th und Couplés |
Rubinstein |
RCA |
1961 |
24‘08 |
4 |
live – darstellerische Konzentration, schnörkellos |
Helmchen |
Pentatone |
2011 |
31‘44 |
4 |
+ 5; solide, einige Etüden hätte ich mir noch profilierter gewünscht, E5 klingt etwas einfallslos, schöner runder Klavierton |
Perahia |
CBS Sony |
1977 |
31‘22 |
4 |
+ 5; kein Virtuosenstück für das Podium, eher eine private Angelegenheit, manches etwas vorsichtig gespielt, Finale ohne Überschwang |
Schirmer |
Berlin Classics |
2005 |
40‘56 |
4 |
+ 5; nicht immer musikalisch überzeugend, E5 ohne Pep, zu brav, E8 fast schon ein Adagio |
Brendel |
Philips |
1990 |
34‘07 |
4 |
E4 Achtelnoten jeweils kurz/scharf, bei der Wiederholung jedoch länger gespielt, E6 besser als 1966, E7 moderat, E11 mehr Poesie als früher |
Vinocour |
Telos |
2002 |
26‘32 |
4 |
entschieden voran, kaum p, E11 poesievoll |
Cortot |
EMI Philips |
1929 |
23‘20 |
4 |
Darstellung mit persönlicher Note, die meisten Wiederholungen fehlen, im Finale jedoch, vor dem B-Dur-Höhepunkt, wiederholt Cortot die 7 Takt zuvor, (Gedächtnisfehler?), E6 zu sehr auf Oberstimme fixiert, einige Fehlgriffe |
Kabanova |
Oehms |
2005 |
23‘02 |
4 |
technisch souverän bewältigt, leider zu wenig Persönliches, die p-Stellen bleiben unterbelichtet – fast nur Florestan |
Tokarev |
SWR |
2010 |
23‘55 |
4 |
live, unveröffentlicht – über alle technischen Probleme erhaben, etwas glatt und unverbindlich |
Bingham |
Bayer Records |
1988 |
38‘16 |
4 |
+ 5; souverän bewältigt, jedoch die Extreme meidend, inkonsequenter Umgang mit den Wiederholungen, E11 con molto espressione! |
Bianconi |
Lyrinx |
1995 |
39‘08 |
4 |
+ 5; mehr Sammlung von Etüden als ein Gesamtwerk, E8 gewichtig und streng, E 10 non legato der linken Hand wenig ausgeprägt |
Kempff |
Andromeda |
1955 |
22‘24 |
4 |
live – gelassen, E5 Anfang nicht gelungen, E8 richtig im Andante-Tempo, Finale unterschiedliche Artikulation, siehe 1972, die letzten 8 Takte vor dem B-Dur-Höhepunkt ausgelassen – auf Acetatplatten gespeichert, deshalb ständiges leichtes Rauschen, Klavier jedoch präsent |
Collard |
EMI |
1976 |
29‘41 |
4 |
+ 5; solide, E2 mit guter dynamischer Gestaltung, bei f-Stellen klingen die Akkorde etwas undifferenziert, sehr viele Wiederholungen fehlen |
Tipo |
EMI |
1987 |
39‘59 |
4 |
+ 5; Th zurückhaltend, E1 kein Ganzes, eher eine Reihung von Motiven/Abschnitten, E2 etwas zäh, danach angemessenere Tempi, E9 Presto possible! |
Haas, Werner |
MDG |
1973 |
24‘18 |
4 |
geradlinig, unspektakulär, die Extreme meidend |
Brendel |
Vanguard Brilliant |
1966 |
25‘50 |
4 |
mehr Eusebius als Florestan, E6 gefällig, ohne agitato, E7 moderat, E11 nicht zwingend |
Pletnjew |
DGG |
2003 |
28‘02 |
4 |
+ 1 und 5; Th nicht fest umrissen, im Tempo aufgeweicht, willkürlicher Umgang mit Wiederholungen, dagegen wiederholt der Pianist auch den Anfang von E1, was nicht vorgesehen ist, E 10 fehlt; launenhaftes eklektisches Klavierspiel, etwas altmodisch durch Nachschlagen der Hände |
Schliessmann |
Bayer Records |
2000 |
38‘18 |
4 |
+ 5; darstellerische Konzentration, entschieden, jedoch auch etwas grobkörnig |
Kempf, Freddy |
BIS |
2012 |
33‘32 |
4 |
+ 5; alles wie über einen Kamm geschoren, das Besondere der einzelnen Sätze wird nicht hervorgehoben, ausgenommen E11 und Finale, hier mit jugendlichem Schwung |
Cherkassky |
Decca Ermitage |
1984 |
26‘31 |
4 |
live – Cherkassky kehrt seine Virtuosenseite kaum heraus, stellenweise zurückhaltend, E7 etwas vernuschelt, undeutlich, einige wenige Fehlgriffe, Nachschlagen der Hände im Finale |
Demus |
MCPS |
72-76 |
36‘58 |
4 |
+ 5; E5 gute dynamische Differenzierung, E7 zu viel Pedalnebel,E10 ohne den Schumannschen Furor, E11 linke Hand mehr Noten als ein Klang – nicht immer gleichmäßig konzentriert (Anfänge der Couplés), nicht immer durchgehend auf hohem Niveau |
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Arrau |
Philips |
1970 |
38‘45 |
3-4 |
+ 5; immer sehr gewichtig, oft zu gewichtig (E 2), in E 3 die rechte Hand ohne das hier die Geige nachahmende Spiccato, E 5 ohne Duft, der ungestüme Schumann kommt hier viel zu kurz |
Stern, Edna |
ZigZag |
P 2007 |
25‘11 |
3-4 |
eine uneinheitliche Wiedergabe, die nur in einigen Details überzeugt, viele Etüden zu zurückhaltend gespielt |
Mozzati |
Pianoforte |
|
24‘27 |
3-4 |
technisch sicher, aber es klingt wie nur durchgespielt, ohne richtiges Konzept für die jeweiligen Etüden |
Barto |
EMI |
1989 |
36‘30 |
3-4 |
+ 5; eigenwillige Darstellung, der es jedoch an Überzeugungskraft fehlt, einige Etüden kommen lustlos daher, bei anderen rast er los, Anfang der 5. posthumen Etüde klingt sehr nach Hollywood |
Francois |
EMI |
1956 |
18‘04 |
3-4 |
gelungene und weniger gelungene Etüden wechseln einander ab, manche hinterlassen den Eindruck des Flüchtigen, im Finale Tempomodifikationen, etwas exzentrisch, hier nicht immer griffsicher, in hohen Lagen klirrt das Klavier etwas |
Ney |
Colosseum |
1982 |
41‘37 |
3-4 |
+ 5; bemüht |
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Vorraber |
Thorofon |
1999 |
26‘07 |
3 |
kantig, grobkörnig; klobiger, fester Klavierton, stellenweise gedonnert, wenig artikulatorische Feinarbeit, im Finale stört das zurückschnellende rechte Pedal sehr; zur Edition: zweimal 2 Etüden unter einer Track-Ziffer zusammengefasst, kaum benutzerfreundlich |
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Buchbinder |
Orfeo |
2004 |
34‘00 |
2-3 |
live – hörbare Mühe mit E2, E3 spiccato nicht glasklar, E4 crescendo ins Gegenteil verwandelt, seltsam dürr, E7 etwas darüber weg (Artikulation), E9 Presto possible für B. zu schnell, es klingt „als ob", E10 linke Hand hudelt so mit, E11 B. legt in der lk. Hand keinen geheimnisvollen Klangteppich aus, sondern nur Noten; Finale mit persönlicher Note – bei B. meint man in diesem Mitschnitt hören zu können, welche spieltechnischen Probleme ein Spieler hier zu bewältigen hat |
Interpretationen auf historischem Flügel:
Vermeulen |
Accent |
2010 |
38‘19 |
4 |
+ 5; keine extremen Tempi, Darstellung im Rahmen des Üblichen, der Reitz der Aufnahme liegt im Gebrauch des Flügels aus der Schumann-Zeit |
Hinweise zu
Interpretationen und Interpreten:
Geza Anda
Für Geza Anda
ist Schumanns op. 13 eindeutig eine Etüdensammlung, dass bezeugen alle vier
Aufnahmen, die mir vorliegen. Von Anfang an hatte er ein festgefügtes Konzept,
in dem er nur minimale Modifikationen zuließ. Sein Klavierklang war immer
schlank, entfettet, kernig und deutlich. Seine Tempi entsprachen immer
Schumanns Vorgaben, bei den schnellen Etüden Nr. 6, 7 und vor allem 9 ging er
an die Grenzen des noch möglichen. In der ersten Aufnahme von 1943 klingt Nr. 6
so rasend, als sei Anda von einer Tarantel gestochen worden. Auch bei Nr. 9 ist
eine Steigerung nicht mehr möglich. Nr. 10 erinnert in dieser Interpretation
schon an den frühen Bartok. Im Finale legt er bei den animato-Stellen in
den beiden Couplés ein Tempo vor, dass die Musik wie verhetzt klingen lässt,
man spürt die richtige Absicht, aber hört auch, wie hier eine Grenze
überschritten wurde. Ein beachtliches Debüt! Die folgenden Aufnahmen aus der
Nachkriegszeit weichen von dieser Vorlage kaum ab, die extremen Tempi sind
etwas zurückgenommen, aber im Vergleich zu anderen Interpreten immer noch sehr
schnell. In allen vier Aufnahmen verzichtet Anda auf die meisten
Wiederholungen, wenn er sie trotzdem spielt, ist die Wiederholung keine Kopie
des Vorhergehenden, sehr deutlich bei Nr. 6, jedoch nur in den Aufnahmen von
1956 und 1963. Auf eine merkwürdige Kürzung sei noch hingewiesen: 1943, 1956
und 1963 streicht er im Finale vor dem B-Dur Höhepunkt 8 Takte, wie auch Kempff
in seinem mitgeschnittenen Rom-Konzert.
Einige
Freunde des Klassik-Prisma haben mir erneut Aufnahmen zur Verfügung gestellt,
herzlichen Dank!
eingestellt am 23. 05. 14