Das
Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Franz
Schubert
Klaviertrio
Es-Dur op. 100 D. 929
Allegro
– Andante con moto –
Scherzando, Allegro moderato – Allegro moderato
Schubert hat sich erst in den letzten
Lebensjahren mit der Gattung Klaviertrio auseinandergesetzt. Dabei entstand das
melodische Trio in B-Dur und das eher dramatische in Es-Dur. Die
Musikwissenschaft ist sich nicht einig, welches das ältere und welches das
jüngere ist, auch wenn der Druck mit der Zuweisung von op. 99 und op. 100
Klarheit bringen könnte. Das Werkverzeichnis des Schubert-Forschers O. E.
Deutsch rührt die ältere Reihenfolge nicht an, platziert jedoch viel
Vokalmusik, u. a. Die Winterreise, zwischen seinen Ordnungsziffern 898 für das
B-Dur-Trio und 929 für das Es-Dur-Trio. Ein Grund für die frühere Entstehung
des letzteren könnte mit der Tatsache in Zusammenhang stehen, dass das Es-Dur
Trio bereits am 26. Dezember 1827 durch Mitglieder des Schuppanzigh-Quartetts
in einer Veranstaltung des Musikvereins aufgeführt wurde. Dann ein zweites Mal
im bekannten „Privatkonzert“, ebenfalls mit Schuppanzig
mit ausschließlich eigenen Kompositionen am 26. März 1828 in Wien. Der Abend
soll ein großer Erfolg gewesen sein, sowohl künstlerisch als auch finanziell.
Die Wiener Presse nahm jedoch keine Notiz davon, es galt doch die
Hexen-Leistungen des großen Virtuosen Nicolo Paganini zu rühmen, der gerade in
Wien weilte. Das B-Dur-Trio erschien erst im Jahr 1836 bei Diabelli
in Wien als Primier Grand Trio im Druck.
Schubert war es wichtig, dass sein
Es-Dur-Trio so schnell wie möglich in den Druck befördert würde. Zwei Verleger
versuchte er zu gewinnen: Schott in Mainz und Probst in Leipzig, der den
Zuschlag bekam. Übrigens war es das einzige Kammermusikwerk Schuberts, das vor
seinem Tode am 19. November 1828 veröffentlicht wurde. Verleger Probst
versuchte Schubert zu überreden, den letzten Satz aufgrund seiner übergroßen
Länge zu kürzen. Als Verleger dachte er weniger an künstlerische Erwägungen,
als an sein Geschäft, seinen Verkaufserfolg. Mit etwa zwanzig Minuten Länge zog
er beispielsweise gleich mit einem kompletten dreisätzigen Trio von Haydn.
Schubert ließ sich schweren Herzens überreden und verfügte die Streichung der
Wiederholung der Exposition, ab T. 230, sowie zweier weiterer Stellen zu je 50
Takten: nach Takt 357 sowie nach Takt 414. Mit dieser Amputation von 330 Takten
kam das Es-Dur-Trio bei Probst heraus und wurde so von Generationen von
Trio-Formationen aufgeführt und später auch aufgenommen. Erst mit der
Neuedition aller Schubert-Kompositionen, der sogenannten Neuen Schubert-Ausgabe
1975, wurde der Finalsatz so veröffentlicht, wie es sich der Komponist
vorgestellt hatte. Infolge davon erschienen zwei Ur-Text-Ausgaben: bei Henle
1975 und bei Bärenreiter 1978, die aber längst nicht als Standard sofort
übernommen wurden. Bei meinem Vergleich habe ich die Henle-Partitur
herangezogen.
Hinweise zu den Sätzen:
1.Satz. Die Musik beginnt in einem aufbäumenden
Gestus, Robert Schumann beschrieb es als handelnd, männlich, dramatisch.
In ähnlicher Manier eröffnet Schubert ein paar Wochen später seine große
Klaviersonate in A-Dur D. 959. Das zweite Thema beginnt T. 48 in h-Moll, bleibt
immer im pp-Bereich, charakteristisch ist der marschartige Rhythmus, der
ab T. 90 von einem allmählichen Crescendo bis zum ff abgelöst
wird. Es folgt – wiederum sehr leise – ein drittes Thema in B-Dur, das zu
Beginn der Durchführung mehrmals in unterschiedlichen Tonarten zitiert wird und
in der Durchführung eine große Rolle spielt. Während das Thema von den beiden
Streichern gleichzeitig und auch im Wechsel durchgeführt wird, begleitet sie
das Clavier auf langen Strecken mit fallenden
Achteltriolen (T. 305 ff.), die wir bereits aus dem 4. Impromptu As-Dur aus D.
899 kennen. Ab T. 385 beginnt die Reprise und beschließt nach 249 Takten den
umfangreichen Sonatensatz.
2. Satz: Über einem trauermarschartigen
Pochen des Klaviers erhebt sich eine sehnsuchtsvolle Melodie des Cellos
(c-Moll), basierend auf dem schwedischen Volkslied Se solen
sjunker, das Schubert nach Joseph Sonnleithners Angaben bei einem Konzert des jungen Tenors
Isak Berg (an anderer Stelle auch Karl Berg) im Jahre 1827 kennengelernt haben
soll und einen starken Eindruck hinterließ. Er verwendete es nicht nur hier im
Trio, sondern auch in seiner „Winterreise“, die etwa zur gleichen Zeit
komponiert wurde. Unterschwellig klingt hier wie dort immer das Wandern
als Grundtopos an.
3. Satz: Im folgenden Scherzo in Form
eines Ländlers in B-Dur wischt Schubert den traurigen Eindruck beiseite. Das
schwungvolle Thema wird kanonisch zwischen Klavier und den Streichern geführt.
Eingeschlossen wird das Scherzo von einem unruhigen Walzer-Trio in As-Dur.
4. Satz: Dieser längste Satz mit drei
Themen ist für Schuberts Verhältnisse ausgesprochen weitschweifig, erstreckt
sich über 748 Takte und ist in Sonatenform gefasst. Ist es nicht merkwürdig,
dass das erste Thema in Es-Dur nur zweimal erscheinen darf: Am Satzanfang und
dann noch einmal mit Beginn der Reprise T. 440. Schubert gibt sich jedoch alle
Mühe die beiden anderen Themen (c-Moll und B-Dur) räumlich ausgreifend zu
präsentieren. Dass die Musik nicht aus dem Ruder läuft, verdanken wir dem
erneuten Auftritt des schwedischen Themas aus dem Andante ab T. 279 in der
Durchführung, auch hier vom Cello vorgetragen (statt c-Moll jetzt h-Moll). Eine
konzentrierte Durchführungsarbeit von 50 Takten schließt sich an, wird aber bei
der Drucklegung auf Drängen des Verlegers Probst gestrichen, ebenso weitere 50
Takte nach T. 414. Trotzdem muss man als Hörer warten, bis der Komponist nach
immer neuen Ansätzen in T. 721 das definitive Finale einleitet. Ohne Kürzungen
hätte der Satz einen Umfang von 1078 Takten erreicht. Aber auch mit den
Kürzungen bleibt es ein kolossales Werk. Hier trifft Schumanns Statement von
den himmlischen Längen voll den Kern dieser Musik.
Zu den Wiederholungen:
1. Satz, Exposition, bleibt bei den
älteren Aufnahmen unbeachtet, erst ab ca. 1970 wird sie eingebunden. Jedoch
nicht immer, wie in der HIP-Aufnahme von Immerseel,
des Beethoven-Trios, des Jean-Paul-Trios, des Trio Wanderer, des
Beaux-Arts-Trios, des Haydn-Trios-Eisenstadt und des Wiener Klaviertrios.
3. Satz, 2 Wiederholungen im
Scherzando, 1 im Trio, werden immer beachtet, außer bei Busch-1935 und Immerseel.
4. Satz, Exposition, die überwiegende
Mehrheit der Trio-Formationen beachten Schuberts Wunsch für einen Verzicht der
230 Takte (s. o.). In den letzten Jahren tritt jedoch bei einigen ein Umdenken
ein pro Wiederholung: Schiff, Jean Paul sowie die russische Formation mit Ioff. Das trifft
auch auf die beiden Kürzungen von je 50 Takten zu, die man beim Abegg-Trio, dem
Trio-Fontenay, dem Altenberg-Trio, dem O. Schnyder-Trio, sowie bei Schiff, Ioff, Jean Paul, Tetzlaff/Vogt und Weithaas/Helmchen hören
kann.
Das Abegg-Trio sowie das Wiener-Trio
bieten dem Hörer beide Fassungen an.
Busch-Trio |
Adolf und Hermann Busch, Rudolf Serkin |
EMI Warner |
1935 |
38‘30 |
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|
I locker
musiziert, viel Spannung und Dramatik, besonders in der Durchführung, sehr
gutes Miteinander, II immer konzentriert, III einige kleine
Intonationstrübungen, IV Vitalität der Musik
aufgegriffen und herausgestellt – trockenes Klangbild |
||||||||
5 |
Oliver Schnyder Trio |
Andreas Janke, Benjamin Nyffenegger,
Oliver Schnyder |
RCA |
2012 |
50‘39 |
||||
|
aufmerksames Miteinander, geschmeidig,
gestalterischer Ernst, klare Artikulation, viel Inspiration und Spannung |
||||||||
5 |
|
Isaac Stern, Leonard Rose, Eugene
Istomin |
CBS Sony |
P 1971 |
45‘00 |
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|
I moderato, Musik hell und klar präsentiert, sehr
gutes Miteinander, sehr gute Balance und Transparenz, Klavier nicht ganz so
geschliffen wie z. B. Zitterbart |
||||||||
5 |
Odeon-Trio |
Kurt Guntner,
Angelica May, Leonard Hokanson |
Pro Arte
RCA |
1980 |
42‘39 |
||||
|
I hell, fast filigranes Spiel, geschmeidig,
Klavierbass könnte etwas körniger ausfallen, II con
moto, man wünschte sich noch etwas mehr an
Spannung – Hokanson mit fantasiereicher
Anschlagskultur |
||||||||
5 |
Beaux Arts Trio |
Daniel Guilet,
Bernard Greenhouse, Menahem Pressler |
Philips |
1966 |
41‘09 |
||||
|
▼ |
||||||||
5 |
Beaux Arts Trio |
Isidore Cohen, Bernard Greenhouse,
Menahem Pressler |
Philips |
1984 |
43‘32 |
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|
▼ |
||||||||
5 |
|
Renaud und Gautier Capuçon, Frank Braley |
Virgin |
2006 |
42‘48 |
||||
|
I elegant, subtil differenziert, sehr gutes
Miteinander, mit Dramatik wird nicht gespart, gute Balance und Transparenz,
II etwas unruhig, drängend, kurze Vorschläge etwas länger, III erfrischend,
nuanciert, mit Feingefühl gestaltet, IV temperamentvoll, Aggregatzustände der
Musik gut getroffen |
||||||||
5 |
|
Christian und Tanja Tetzlaff, Lars
Vogt |
Ondine |
2021 |
47‘51 |
||||
|
I 2. Th. ganz zart, filigran, artikulatorische
Feinarbeit, nuanciertes Spiel, in großen Bögen, II kammermusikalische
Feinarbeit als Prinzip, tief in Schuberts Partitur eingedrungen, III mit
Feingefühl, aber auch scharfe Farbwechsel, IV Übergänge
mit plötzlicher Dringlichkeit, zum Satzschluss auch ruppiges Spiel |
||||||||
5 |
|
Antje Weithaas, Marie-Elisabeth
Hecker, Martin Helmchen |
Alpha |
2017 |
48‘44 |
||||
|
I konzentriert, einfühlsames Vorgehen,
überzeugende dynamische Gestaltung, das Lyrische betonend, II fantasiereich,
kammermusikalische Feinabstimmung, ergreifender Satzschluss, III spielerisch,
mit viel Klangsinn, Betroffenheit im Trio, IV Virtuosität
ohne gewollte Selbstdarstellung, spontan wirkende Musizierfreude |
||||||||
5 |
|
Pinkas Zukerman; Lynn Harrell, Vladimir Ashkenazy |
Decca |
1996 |
47‘04 |
||||
|
I flexibles Musizieren, sehr gutes Miteinander,
sehr gute Balance, überzeugender Spannungsauf- und
-abbau, II spannungsvoll, T. 82 ff. atemberaubender Dialog zwischen Geige und
Cello, der leider oft vom Flügel überdeckt wird, IV einige ruppige Stellen |
||||||||
|
|||||||||
|
|
Yuuko Shiokawa,
Miklós Perényi, András Schiff |
Teldec |
1995 |
52‘04 |
||||
|
I überwiegend kantabel, klare Artikulation,
sanfte Farbwechsel, II Geige leider zu zurückhaltend, keine optimale Balance
zum Vc., III Musiker gehen feinfühlig zur Sache, atmen mit der Musik, IV mit
Feingefühl und spürbarer Hingabe – mit langem Atem musiziert |
||||||||
4-5 |
Abegg-Trio |
Ulrich Beetz, Birgit Erichson, Gerrit
Zitterbart |
Tacet |
1998 |
50‘35 |
||||
|
I immer wieder zwingender Spannungsauf-
und -abbau, gute Balance, Klangbild mit viel Körper, II A. con moto,
Musizieren an lauten Partien manchmal etwas fest, III exakt, mit Hingabe, IV Balance zwischen Streichern hier nicht immer top –
insgesamt hohe Präsenz |
||||||||
4-5 |
Trio-Wanderer |
Jean-Marc
Phillips-Varjabédian, Raphaёl Pidoux, Vincent
Coq |
HMF |
2000 |
42‘04 |
||||
|
I Musik mit etwas Weichzeichner sehr gutes
Zusammenspiel, alles sehr sauber, gute Balance, II fließendes Musizieren,
nicht nur wie eben durchgespielt, T. 80 letzter Akkord: Vc. mit Nachhall, IV
wie zuvor, mit Druck, zielstrebig dem Ende entgegen |
||||||||
4-5 |
David-Oistrach-Trio |
David Oistrach, Svjatoslav
Knushevitzky, Lev Oborin |
Brilliant |
1947 |
44‘04 |
||||
|
I frisch musiziert, Musiker gut aufeinander
eingespielt, II mit Hingabe musiziert, ausgewogen, Dramatik nicht überspielt,
IV sehr bewegt, engagiert – für die Zeit der Aufnahme gute Balance, jedoch
herabgesetzter Klang |
||||||||
4-5 |
Neva-Trio-St. Petersburg |
Ilja Ioff, Akexei Massarkski, Igor Uryash |
no name |
1999 |
52‘39 |
||||
|
I Musik kaum auftrumpfend, bestes Miteinander, aufmerksame
Umsetzung des Notentextes, II wie eine ausgedehnte gewichtige Elegie, jedoch
geringere Spannung, III jetzt wieder viel lebendiger, IV wie I – dem Flügel
wünschte man sich mehr Klangfarben |
||||||||
4-5 |
|
Raphael Oleg, Sonia Wieder-Atherton,
Imogen Cooper |
RCA BMG |
1998 |
44‘39 |
||||
|
I temperamentvolles Vorgehen, kammermusikalische
Feinabstimmung, entschieden voran, II ausdrucksstark, sehr gutes Miteinander,
Dynamik ohne letztmögliche Feinabstimmung, IV ausdrucksstark, mit Verve und
viel Empathie, eine ziemlich runde Sache |
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|
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|
Busch-Trio |
Adolf und Hermann Busch, Rudolf
Serkin |
Columbia
CBS Sony |
1951 |
41‘36 |
||||
|
I nicht mehr ganz so locker wie 1935, jedoch auch
viel Spannung und Dramatik, besonders in der Durchführung, sehr gutes
Miteinander, II etwas weniger Spannung als früher, auch im Scherzo –
abgesehen vom Finale etwas langsamer, technisch nicht immer voll abgesichert |
||||||||
4 |
|
Dmitry Sitkovetzky,
David Geringas, Gerhard Oppitz |
Novalis |
1985 |
47‘38 |
||||
|
ähnliche Tempi in den drei ersten Sätzen, I sehr klar,
übersichtlich, helles Klangbild, besonders beim Flügel, sorgfältiges
Musizieren, spürbare Lust an instrumentaler Zuspitzung, jedoch auch
einförmig, wenig abwechslungsreich und starr, II Klang des Flügels etwas
hart, Pianist führt zu sehr, IV T. 274 ff. Pizz. der Vl. zu leise, Dynamik etwas pauschal |
||||||||
4 |
Haydn-Trio Wien |
Michael Schnitzler, Walter Schulz,
Heinz Medjimorec |
Teldec |
1987 |
41‘52 |
||||
|
I locker, Musiker zeigen Sensibilität für Schuberts
Musik, helles Klangbild, II bewegter Vortrag, kurze Vorschläge länger als
üblich, III objektiv, ausgewogen, IV die große Linie, insgesamt optimistische
Sicht – Dynamik insgesamt etwas pauschal |
||||||||
4 |
Wiener Klavier-Trio |
Wolfgang Redik,
Matthias Gredler, Stefan Mendl |
MDG |
2002 |
50‘04 |
||||
|
I kein festes Tempo, Streicherklang etwas
zurückgesetzt, II zu schnell, T. 129ff. spielt hier jeder für sich? T. 200
Klavier ohne Vorschlag, IV Klavier T.138-142 nicht immer hinreichend
deutlich, T. 275 ff. Pizz. der Vl. zu leise, T. 594 nach 1 verdoppelte Pause – insgesamt
stromlinienförmig |
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4 |
Altenberg-Trio Wien |
Ziju He, Christoph Stradner,
Christopher Hinterhuber |
Vanguard |
1995 |
51‘44 |
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|
I an lauten Stellen auftrumpfend, Flügel dann zu
laut und etwas scharf, kein festes Tempo, II T.91 und T. 95 kurze Vorschläge
beim Flügel werden unterschiedlich artikuliert: vor oder mit dem Schlag,
Balance zwischen, Streichern nicht immer top, III zurückhaltendes Scherzo, IV
auch hier Balance zwischen Streichern nicht optimal, hier scheinen die himmlischen
Längen noch ausgedehnter als in anderen Interpretationen zu sein |
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4 |
Trio-Fontenay |
Michael Mücke, Niklas Schmidt, Wolf
Harden |
Telefunken
Warner |
1995 |
47‘06 |
||||
|
I Beginn auftrumpfend, jedoch auch etwas zäh, Spannung
nicht immer top, II sehr gelassen, etwas gezogen, mit geringerer Spannung,
III etwas asketisch, con spirito? IV
etwas fest musiziert, Spannung nicht durchgehend – seriöses Musizieren,
sauber, Musik klingt in allen Sätzen irgendwie ähnlich |
||||||||
4 |
Trio- di-Trieste |
Renato Zanettovich,
Amadeo Baldovino, Dario de Rosa |
DGG |
1965 |
44‘31 |
||||
|
I ausgewogen, objektiv, klare Artikulation, ohne
innere Dramatik, II geradlinig, darstellerische Konzentration, jedoch geringe
Spannung, abgesehen vom MT ab T. 106, III gediegen, kein emotional besetzter
Vortrag, IV brav, objektiv, etwas hausbacken – Interpretation hinterlässt
keinen bleibenden Eindruck |
||||||||
4 |
Haydn - Trio Eisenstadt |
Verena Stourzh,
Hannes Gradwohl, Harald Kosik |
Capriccio |
2006 |
45‘16 |
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|
I Musik buchstabiert, offenes Klangbild, II
starr, unterschiedliche Handhabe der kurzen Vorschläge in den Takten 8, 12,
28 und 32 von Cellist und Pianist, III ziemlich
eingeebnete Dynamik, gezogenes Tempo, starr, IV Trio
schlendert durch die Musik, setzt wenige Akzente, Temposprünge T. 163 und
später, Luftholen T. 358 nach 1 – insgesamt etwas lahm, Musiker stehen noch
in der Musik, nicht darüber |
||||||||
4 |
Trio-Opus 8 |
Eckhard Fischer, Mario de Secondi,
Michael Hauber |
Arte Nova |
1996 |
46‘40 |
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|
I vehementer Zugriff, Streicher mit rauem Ton,
Musiker spielen mehr neben- als miteinander, mehr Teile als ein Ganzes, II
spontan wirkende Musizierlaune, jedoch Musik in Verlaufsform, immer wieder in
gleicher Art, III oberflächliche Brillanz, IV facettenreich, doch auch
klangliche Schärfung – Interpretation noch nicht ausgereizt |
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|
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|
|
Alexander Schneider, Pablo Casals,
Mieczyslaw Horszowski |
Columbia
CBS Sony |
1952 |
43‘39 |
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|
live, I Streicher etwas rau, Aufnahmemängel,
Lautstärke bricht stellenweise ein, schwankende Balance, II wenig Spannung,
man meint, die Spieler fühlten sich nicht immer herausgefordert |
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3-4 |
|
Augustin Dumay,
Frédéric Lodéon, Jean-Philippe Collard |
EMI |
1982 |
42‘18 |
||||
|
I sehr bewegt, locker, verspielt, motorische
Achteltriolen T. 355-383 in der re. Hd. zu
artistisch, II die vielen Akkordrepetitionen zu mechanisch, Balance zwischen
Geige und Cello nicht immer optimal, III geglättet, kapriziös, robustes Trio,
IV Musik auf das Handwerkliche reduziert,
aufgekratzt, raue Tongebung – Schubert überspielt |
||||||||
3-4 |
Jean-Paul-Trio |
Ulf Schneider, Martin Löhr, Eckart Heiligers |
WDR
Avi |
2011 |
55‘25 |
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|
I klare Artikulation, die vielen An- und Abschweller bringen Unruhe in die Musik, unruhige
Dynamik, klingt etwas spröde, II unstetes Musizieren, kurze Vorschläge als
lange ausgeführt, kein festes Tempo, immer wieder wird abgebremst, auch im
Scherzo, schnelleres Trio, IV 3. Th. gezogen, Tempoproblem auch hier, führt
zu Durchhängern, Violine führt zu sehr |
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3-4 |
Beethoven-Trio |
Manfred Scherzer, Karl-Heinz
Schröter, Amadeus Webersinke |
Eterna
Berlin Classics |
P 1972 |
40‘30 |
||||
|
I klares Musizieren, überwiegend kräftig,
zupackend, II geradlinig, stellenweise Neigung zum Auftrumpfen, III schnell,
kaum moderato, IV immer deutlich, bei ff-Stellen auch ruppig –
insgesamt wie durchgespielt, geringere Differenzierung |
||||||||
3-4 |
Borodin-Trio |
Rostislav Dubinsky, Yuli Turovsky, Luba Edlina |
Chandos |
1981 |
42‘32 |
||||
|
I durchsichtiges Klangbild, gute Balance, die
vielen Achteltriolen in der rechten Hand klingen zu mechanisch, die Musiker
spielen zu sehr neben- als miteinander, auch in den folgenden Sätzen, II
sorgfältige Darbietung, jedoch etwas spannungslos, IV Flügel T. 139-150 etwas
flüchtig – insgesamt etwas spröde, einige „Durststrecken“ |
||||||||
3-4 |
Smetana-Trio |
Jana Vonásková-Nováková,
Jan Páleníček, Jitka Čechová |
Supraphon |
2009 |
45‘00 |
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|
I energetisch, breite Ausdrucksskala, prägnant,
temperamentvoll, II in Musizierlaune, Spieler mehr neben- als miteinander,
stellenweise klangliche Wucht, kämpferisch, III Klang etwas dick, IV
kraftvoll, drauflos, Musik neigt zum Auftrumpfen – mehr die große Linie im
Sinn, weniger das Detail |
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3 |
|
Jascha Heifetz, Gregor Piatigorsky, Jakob Lateiner |
RCA |
1965 |
35‘39 |
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|
I selbstverständliche Perfektion, wie zu erwarten,
klares Musizieren, eher sachlich als atmosphärereich,
Expression geht meistens mit rauer Tongebung einher, ob dies auch Schuberts
Vorstellung entspricht? II ab T. 3 – Einsatz des Cellos – schneller, T.
113-126, später T. 158-188 vehementer Zugriff, geschärft, klangliche Wucht,
III sehr schnell, elastisch, Heifetz oft zu sehr im Vordergrund, IV
expressiv, jedoch über die Noten gehuscht, T. 571 ff. Abweichung vom Notentext |
||||||||
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|
Daniel Sepec,
Roel Dieltiens, Andreas Staier |
HMF |
P 2016 |
45‘21 |
||||
|
I spontan wirkende Musizierfreude, die unterschiedlichen
Aggregatzustände der Musik gut getroffen, sehr gute Balance und Transparenz,
II kurze Vorschläge etwas länger, tremolando-Stellen T. 104 ff. wie
unheimlich, III am Anfang des Trios starke Bässe, IV mit einem zwingenden Sog
nach vorn, temperamentvoll, stellenweise jedoch auch etwas rau |
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5 |
The Castle Trio |
Marilyn McDonald, Kenneth Slowik,
Lambert Orkis |
Virgin |
1991 |
46‘24 |
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|
I nuanciertes Spiel, natürlich gestaltete Agogik,
subtil differenziert, bestes Miteinander, II Musiker lassen sich auf das
Potential des Satzes ein, kommen zu überzeugenden Lösungen, IV prägnante
Rhythmik, großbogige Gestaltung |
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|
|||||||||
4 |
La Gaia Scienza |
Stefano Barneschi, Paolo Beschi, Federica Valli |
Winter&Winter |
1996 |
44‘24 |
||||
|
I und IV mit viel Druck, prägnante Rhythmen,
stellenweise zu sehr gehämmert, besonders bei zunehmender Lautstärke,
stellenweise Töne nur angerissen, Musik klingt dann etwas spröde, II T. 145
ff. Cello zu leise, III Ländler gediegen, Trio scharf gezeichnet – insgesamt
mit langem Atem in den Ecksätzen |
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3-4 |
|
Vera Beths, Anner
Bylsma, Jos van Immerseel |
Sony |
1996 |
40‘34 |
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|
I spontan wirkende Musizierfreude, Dramatik,
aufrührerische Motorik steht gegen feinfühlend formulierte Passagen, II
teilweise raue Tongebung, herabgesetzte Transparenz nach dem Trugschluss T.
104 (Tremolando), scharfe Farbwechsel, III etwas spröde, IV zupackend,
robust, etwas äußerlich, großzügige Dynamik |
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Hinweise zu Interpreten und Interpretationen
In ihrer langen gemeinsamen Zeit als
Trio (1955-2oo8) führten die Musiker die beiden Schubert-Trios unzählige Male
auf. Das Label Philips produzierte zwei Studio-Aufnahmen, 1966 in Stereo und
1984 digital. Obwohl es in den Jahren mehrmals Umbesetzungen bei Violine und
Cello gab, änderte sich die Werkauffassung kaum, soweit man es von den
Tonträgern her nachvollziehen kann. Die Musiker waren bestens aufeinander
eingespielt, Klarheit, Delikatesse, das richtige Tempo sowie viel Körper
zeichnete ihr Spiel sowohl auf dem Podium als auch im Aufnahmestudio aus. Dem
Schallplattenhörer können beide Aufnahmen empfohlen werden. Klanglich muss man
der jüngeren den Vorzug geben, auch wenn die Tempi etwas rückläufig sind.
eingestellt am 03.08.25