Das Klassik-Prisma |
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Bernd
Stremmel |
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Klavierkonzert Nr. 21
C-Dur KV 467
[Allegro
maestoso] – Andante – Allegro vivace assai
Das Klavierkonzert
C-Dur KV 467 wurde einen Monat nach dem d-Moll-Konzert KV 466 fertiggestellt
und bereits am folgenden Tag zur Uraufführung gebracht. Es steht in der Reihe
der Concerti militare, mit
Marschrhythmus sowie Verwendung von Trompeten und Pauken. Mozart hatte bis
dahin schon einige Konzerte dieses Typs komponiert.
Beim düster
fatalistisch gestimmten Vorgänger-Konzert in d-Moll-Werk kreist die Musik im
ersten Satz eigentlich nur um ein einziges Thema. Beim neuen C-Dur-Konzert gibt
es jedoch eine Fülle von Themen und Gedanken, die viel Abwechslung in den
symphonischen Aufbau des Satzes bringen. Mozart legt schulmäßig das Hauptthema
in die Grundtonart, das Seitenthema in die Dominante, letzteres jedoch nicht in
der Orchester-Exposition, sondern erst nach 127 Takten in der Solo-Exposition
vom Klavier vorgetragen. Das Hauptthema ist 11 Takte lang und gliedert sich in
drei Abschnitte: Zuerst hört man ein marschartiges Motiv, vier Achtel der Streicher
unisono dem C-Dur Dreiklang entnommen, führen im folgenden Takt zu einer
punktierten Viertel auf f, das jedoch
sofort in einer fallenden Sechzehntel-Triole zum Ton h führt, in den beiden folgenden Takten wird dieses Motiv in der
Dominante G-Dur wiederholt. Beim Zielton nach der
Triole in Takt 2 sowie bei der Wiederholung in Takt 4 möchte Mozart jeweils
eine Viertel haben, das wird jedoch in fast allen Aufnahmen unterschiedlich
behandelt, hier hört man Viertel, einige Minuten später Achtel, oder der Solist
spielt Viertel, das Orchester antwortet mit Achteln. Jedenfalls prägen sich
diese vier Takte deutlich ein – ein absoluter Ohrwurm – und beherrschen
den ganzen ersten Satz. Darauf folgt eine zweitaktige sanfte Kantilene der
Streicher, die dann von einem Marschmotiv von Holz- und Blechbläsern samt Pauke
abgelöst wird; die Kantilene wird mit Verzierung wiederholt, ebenso das
Bläsermotiv, das zur Grundtonart zurückführt. Welch eine Fülle von
Melodien/Motiven bereits auf engstem Raum. Aber so geht es weiter: Nach dem
ersten Orchestertutti bringt Mozart ein anmutiges Wechselspiel zwischen Blech-
und Holzbläsern (T. 28-36), nach dem zweiten nun (T. 64-68) kann man als Hörer
den Eindruck gewinnen, das der Komponist einen Blick zum Himmel öffne, wenn
sich Oboe, Fagott und Flöte nacheinander quasi sprechende Motive weiterreichen,
sehr schön klingt das bei Cantelli/Gieseking. Was für eine geniale Vorbereitung für den
Eintritt des Solisten! Dieser beginnt nicht mit dem Hauptthema sondern mit Sechzehntelfloskeln und endet bereits nach fünf Takten auf
dem G-Dur-Akkord, mit einer Fermate gekennzeichnet. Diese Stelle verlangt
unbedingt nach einer solistischen Einlage, in der der Hörer vom
Einfallsreichtum und dem pianistischen Können unterrichtet wird. Mozart wird
sich am Tag der Uraufführung beim Publikum ins rechte Licht gesetzt haben und
dies von auch bei seinen späteren Interpreten vorausgesetzt haben. Leider
verzichten hier etliche Interpreten auf einen Eingang.
Kehren wir noch
einmal zum Anfangsmotiv zurück: Es ist für Streicher und Bläser geschaffen,
weniger für ein Tasteninstrument. So verwundert es kaum, dass dieses nicht die
Solo-Exposition eröffnet, sondern erst dann, nachdem der Pianist das zweite
Thema vorgestellt hat. Hier erscheint es in Engführung nur drei Takte lang und
wird dann sogleich den Streichern übergeben. In Takt 91 beginnt der Pianist mit
einem neuen Thema, das aber nur Episode bleibt. Bemerkenswert jedoch das
folgende elegische Thema T. 109-121 in g-Moll, ebenfalls für das Klavier,
welches das Hautthema des ersten Satzes der Sinfonie Nr. 40 vorwegnimmt, es
taucht später jedoch nicht mehr auf. Die Sinfonie wird jedoch erst drei Jahre
später komponiert! Auch in der Durchführung wird dem Solisten ein weiteres
kurzes Thema (e-Moll) zugeteilt, das das fallende Triolenmotiv der Takte 2 und
4 aufgreift. Zuvor äußern sich die ersten Violinen mit zwei Seufzermotiven
(e-ais-h
und g-ais-h)
in den Takten 219-221. Etwas flüchtig erscheinen mir die Klaviertakte 163-166,
die wie eine Vorbereitung des Dialogs zwischen Solist und Streichern ab T. 167
erscheinen. Unsere Interpreten spielen die dreieinhalb Takte sehr frei, im
letzten Takt bei den Sechzehnteln
sogar vom Metrum gelöst. Nur Immerseel, Schiff, Kosuge und Lisiecki halten sich
an das Geschriebene. Am Ende der Reprise steht formgemäß eine Kadenz für den
Solisten, wie auch in KV 466 hat uns Mozart jedoch keine hinterlassen und
vertraute auf die Kunst der Interpreten. Tatsächlich steuern viele eine eigene
bei, auch für den dritten Satz: Schnabel, Rubinstein, Casadesus,
Kempff, Serkin, Monique Haas, Haebler,
Badura-Skoda, Anda, Gulda, Weissenberg,
Fiorentino, Lupu,
Eschenbach, Barenboim, Uchida, O’Conor,
Bilson, Frantz, Buchbinder, Schiff, Zacharias, Say, Kosuge und Biss. Eine bekannte Kadenz stammt von Busoni,
die von Curzon und Annie Fischer verwendet wird. Perahia
spielt im Kopfsatz seine eigene Kadenz, im Finale die von Rudolf Serkin.
Ähnlich verfahren Lisiecki, der nach seiner eigenen
im Finale die von Badura-Skoda heranzieht sowie Biss, der im Finale Lipattis Kadenz spielt. Pires greift in beiden Sätzen auf Serkins Kadenz zurück, Pollini auf die von Salvatore Sciarrino. Die Herkunft der noch nicht genannten
Interpreten konnte nicht ermittelt werden.
In der Partitur fehlt
für den ersten Satz die Tempoangabe, jedoch in Mozarts eigenem Werkverzeichnis
ist Allegro moderato zu lesen. Alfred
Brendel ist laut Booklet der Meinung, dass das gewöhnlich mit diesem Satz
assoziierte Tempo Allegro maestoso nicht authentisch sei und dem Grundcharakter
des Stückes widerspreche. Entsprechend schneller fällt bei ihm das Tempo aus.
Auch Schnabel, Anda-56, Fiorentino, Pires-Erato,
Argerich, Buchbinder, Zacharias-EMI, Sofronitzky und Kirschnereit wählen ein schnelleres Tempo. Wenige Pianisten
spielen im Gegenteil langsamer als die überwiegende Mehrheit: Uchida-2012, A.
Fischer, Serkin-DG und Kempff. Am Ende der
Fahnenstange stehen Jarrett, Frantz und Eschenbach.
Der zweite Satz sei
ein „liebliches Andante“, liest man immer wieder, bedingt vielleicht durch den
etwas irisierenden Klang der Streicher, die während des ganzen Satzes mit
Dämpfern zu spielen haben. Auch die wunderbar schwebende Klavierstimme mag zu
diesem Eindruck beitragen. Darum hat Mozart ein wunderbares Geflecht aus
Streicher-Pizzicati und Bläser-Kantilenen (Fagott!)
gebunden. Aber es ist nicht alles Sonnenschein, man hört dort auch unvermittelt
schroffe Dissonanzen, die den heiteren und gefühlvollen Eindruck für wenige
Augenblicke in Frage stellen.
Das F-Dur-Andante
wählte Bo Widerbergs 1968 als Begleitmusik zu seinem Film Elvira Madigan aus (Interpretation Geza
Anda) und brachte diese Musik zu weltweitem Ruhm. Die DGG bewarb die LP, später
CD, als Elvira Madigan-Musik.
Die Tantiemen hätten ihrem Schöpfer sicher ein besseres und vielleicht längeres
Leben verschafft.
Der dritte Satz folgt
einem dialogischen Prinzip, das bedeutet ein ständig wechselndes Miteinander
von Solist und Orchester, wobei immer wieder auch düstere Moll-Regionen berührt
werden.
Vergleichbar zum
ersten Satz schreibt der Komponist vor dem eigentlichen Klavierbeginn in T. 21
einen Eingang, später folgt ein zweiter nach der G-Dur-Fermate in Takt 177.
Heute ist es üblich Eingänge zu komponieren und einzubinden. Einige ältere
Interpreten verzichten jedoch darauf. Lars Vogt und Fazil Say haben die vier
Takte vor dieser Fermate neu komponiert.
5 |
Piotr Anderszewski, auch Ltg. |
|
Sinfonia Varsovia |
Erato |
2001 |
28‘20 |
|
I
fantasiereiche und aufmerksame Gestaltung der Partitur, festlicher Beginn,
Pianist sehr aufmerksam bei den beiden Moll-Episoden, Seufzer T. 219-201, II Mozarts
Klangrede entdeckt und umgesetzt, sehr schöne Bläserdetails, sfp bei
Holzbläsern nach Vorlage, III Buffo-Charakter
herausgestellt – Personalunion von Pianist und Dirigent gelingt hier
vorzüglich |
|||||
5 |
Christian Zacharias |
David
Zinman |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
EMI |
1989 |
25‘59 |
|
I
Bässe bilden in den ersten vier Takten das Fundament, Flügel ins Orchester
integriert, nicht auftrumpfend, Primus inter pares; immer bestimmtes, aber auch lockeres Musizieren,
beste Partnerschaft, Zinman lässt in den Tutti
tatsächlich f nicht ff spielen, II Andante con moto, III erfülltes
Musizieren, imaginäre Buffo-Opernszene – einige
Verzierungen im Klavierpart |
|||||
5 |
Emil Gilels |
Rudolf
Barschai |
Moskauer
Kammerorchester |
Melodya Eurodisc |
1959 |
27‘09 |
|
s.
u. |
|||||
5 |
Dinu Lipatti |
Herbert
von Karajan |
Schweizerisches
Festspielorchester Luzern |
EMI |
1950 |
29‘39 |
|
live
– I Lipatti in den Ecksätzen kraftvoll, schönes jeu perle, Pianist und Dirigent in guter
Partnerschaft, Tutti-Stellen etwas großformatig, dichter Klang, auf
Schellacks gespeichert, II Lipatti singt, einige
Verzierungen, III von musikalischer Energie sprühende Interpretation |
|||||
5 |
Alfred Brendel |
Neville
Marriner |
Academy of St. Martin-in-the-Fields |
Philips |
1981 |
26‘15 |
|
I
mit ansteckender Spielfreude durch den Satz, partnerschaftliches Musizieren,
II con moto, natürliches
Musizieren, Spannungsbögen, Verzierungen beim Klavier, III wie eine imaginäre
Buffo-Szene – sehr gute Balance und Transparenz |
|||||
5 |
Paul Badura-Skoda, auch Ltg. |
|
Prager
Kammerorchester |
Supraphon |
1971 |
26‘45 |
|
I
mit spürbarer Hingabe, spontanes Musizieren, hier klappt die Personalunion
von Dirigent und Pianist, guter Aufbau der Takte 26-43, Flöte T. 76-79 geht
jedoch unter, II endlich einmal ohne vermeintlichen Tiefsinn, unverzärtelt, sprechende Artikulation, III Eingänge mit
artistischer Leichtigkeit, Mozart hätte seine Freunde daran gehabt |
4-5 |
Radu Lupu |
Uri
Segal |
English
Chamber Orchestra |
Decca |
1974 |
27‘48 |
|||||||||
|
I
ziemlich souverän bewältigt, Lupu könnte mit noch
mehr Nachdruck agieren, guter Aufbau T. 36-43, Seufzer T. 219-221, sehr gute
Balance, gerade auch in Tutti-Abschnitten, II zart, schön gesungen,
aufmerksame Dialoge, ohne Verzierungen, III inspiriert, fantasiereich,
farbiges Klangbild, Lupu macht hier mehr Druck |
||||||||||||||
4-5 |
Friedrich Gulda |
Claudio
Abbado |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1974 |
29‘22 |
|||||||||
|
s.
u. |
||||||||||||||
4-5 |
Artur Rubinstein |
Alfred
Wallenstein |
RCA
Victor Symphony Orchestra |
RCA |
1961 |
27‘55 |
|||||||||
|
I
nicht eilen, Rubinstein anfangs effektvoller als Casadesus;
klares, akzentreiches Klavierspiel, Diskant des Klaviers mit Klirrneigung,
Fagott T. 333 überdeckt, Balance nicht immer top, II schön gesungen, duftend,
III Artikulation nicht immer so überzeugend wie beim Cleveland Orchester,
frisch und munter |
||||||||||||||
4-5 |
Christian
Zacharias, auch
Ltg. |
|
Kammerorchester
Lausanne |
MDG |
2009 |
26‘24 |
|||||||||
|
I
Flügel hervorgehoben, Tutti hier auch ff;
Orchester hier Partner, nicht Mitgestalter,
Unterschiede zu 1989 sind minimal, jedoch nicht zu überhören, II Andante con moto, insgesamt etwas
unruhig, Bläser oft als Block, III Anfang nicht so locker wie früher (schneller!),
imaginäre Buffo-Opernszene – einige Verzierungen im
Klavierpart |
||||||||||||||
4-5 |
Robert Casadesus |
George
Szell |
Cleveland
Orchestra |
CBS Sony |
1961 |
28‘14 |
|||||||||
|
I
nicht eilend, straffe Orchesterführung durch Szell, Flügel meist nach vorn
gezogen, Pianist mit feinem jeu perle, aber
auch kräftigen Bässen, präsenter Klang, Balance jedoch nicht immer optimal,
II Balance hier besser, sehr gute Differenzierung, duftende Pizzicati, farbiger Klang, III frisch, opernhafte Züge |
||||||||||||||
4-5 |
Rudolf Serkin |
Alexander
Schneider |
Columbia
Symphony Orchestra |
CBS Sony |
1955/56 |
28‘16 |
|||||||||
|
s.
u. |
||||||||||||||
4-5 |
Annie Fischer |
Wolfgang
Sawallisch |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1958 |
29‘56 |
|||||||||
|
I
partnerschaftliches Musizieren, vital, aber auch lyrische Abschnitte
empfindsam dargeboten, immer klarer Anschlag mit deutlicher Artikulation,
Flöten T. 76-79 überspielt, II ruhig fließend, Streicher bei der
Pizzicato-Begleitung mit ihren Achteln nicht immer hundertprozentig zusammen,
war das Absicht? III pointiert artikuliert, prickelnd, die wechselnden
Aggregatzustände der Musik deutlich nachgezeichnet – gute Balance und
Transparenz, auch im Tutti |
||||||||||||||
4-5 |
Lars Vogt |
Paavo
Järvi |
hr-Sinfonie-Orchester Frankfurt |
Avi |
2008 |
26‘58 |
|||||||||
|
I
nicht eilen, Vogt beherrscht die Kunst des non-legato-Spiels, großbesetztes Orchester,
gute, aber nicht mitreißende Darstellung, II sorgfältig, aber wenig
Inspiration, ohne Duft, III abwechslungsreich, theatralisch, Orchester
leichter als zuvor |
||||||||||||||
4-5 |
Andras Schiff |
Sandor
Vegh |
Camerata academica Salzburg |
Decca |
1989 |
27‘26 |
|||||||||
|
farbenreiches,
lebendiges Musizieren, gutes Miteinander von Solist und Dirigent – II ohne
Verzierungen, III blitzsauber, fantasievolle Übergänge |
||||||||||||||
4-5 |
Walter Klien |
Günter
Kehr |
Mainzer
Kammerorchester |
Vox |
1972 |
29‘00 |
|||||||||
|
Klien mit musikalischem Feinsinn, nicht nur Vollstrecker des Notentextes,
zuverlässige Begleitung durch ein einst geschätztes Kammerorchester, II
Atmosphäre, III inspirierte Darstellung – sehr helles Klangbild, Transparenz,
Lautstärkedifferenzierung nicht immer optimal |
||||||||||||||
4-5 |
Maria Joāo Pires |
Claudio
Abbado |
Chamber Orchestra of Europa |
DGG |
1993 |
26‘44 |
|||||||||
|
s.
u. |
||||||||||||||
4-5 |
Martha Argerich |
Peter
Maag |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
hännsler |
1960 |
26‘36 |
|||||||||
|
Argerich
mit 19 Jahren, live – I quirliges, lustbetontes Klavierspiel, Maag guter Begleiter, Drive, kein Verweilen, Holzbläser
sehr oft überdeckt, Flügel meist vorn, II zweite Violine und Viola am Anfang
wenig durchsichtig, hier nicht so locker wie in den Ecksätzen, Pizzicati der Bässe etwas fest |
||||||||||||||
4-5 |
Geza Anda, auch Ltg. |
|
Wiener
Symphoniker |
Eurodisc BMG |
P 1973 |
28‘00 |
|||||||||
|
s. u. |
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4-5 |
Geza Anda |
Joseph
Keilberth |
Kölner
Rundfunk-Sinfonie-Orchester |
audite |
1956 |
27‘08 |
|||||||||
|
live
– s. u. |
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4-5 |
Jan Lisiecki |
Christian
Zacharias |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
DGG |
2012 |
28‘04 |
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|
I
Pianist mit klarer Artikulation, lässt sich von Mozarts Notentext fordern, organisches
Musizieren, Dirigent betont Maestoso-Charakter, gutes Miteinander, Zielton nach der fallenden Triole im Thema teils Viertel,
teils Achtel, II erfülltes Musizieren, sprechende Pizzicati,
III inspiriert – farbiges Klangbild |
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4-5 |
Mitsuko Uchida |
Jeffrey
Tate |
English
Chamber Orchestra |
Philips |
1985 |
28‘20 |
|||||||||
|
sorgfältig
erarbeitete Interpretation, I Uchida drängt sich
nicht vor, locker musiziert, wie mit Leichtigkeit, nie auftrumpfend, beste Partnerschaft
mit Tate, II mehr nach innen als nach außen gespielt, III ansprechende
Interpretation |
||||||||||||||
4-5 |
Ingrid Haebler |
Witold
Rowicki |
London
Symphony Orchestra |
Philips |
1968 |
29‘06 |
|||||||||
|
Haebler eine prima inter pares, sucht weniger das
sich nach vorn Schieben als das Gespräch mit den Instrumenten, ihre Stärke
sind die lyrischen Partien, kultiviert, sehr gute Partnerschaft mit Rowicki, der das Mozartische f nicht mit ff
verwechselt, III hier etwas brav, das Opernhafte kommt zu kurz |
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4-5 |
Jean-Bernard Pommier, auch Ltg. |
|
Sinfonia Varsovia |
Virgin |
1988 |
29‘04 |
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|
I
gelassen, guter Aufbau T. 36-43, Balance zugunsten des Flügels verschoben, Bläser
an Tutti-Stellen zurückgesetzt, nicht immer wünschenswert transparent
(Dirigent fehlt), II Pommier mit einer
spannungsintensiven Beredtheit, Orchester zurück, Pizzicati
kommen etwas zu leise, III mit Hingabe, differenziert dargebotener
Klavierpart, Buffo-Charakter herausgestellt,
gefällt am besten |
||||||||||||||
4-5 |
Monique Haas |
Hans
Rosbaud |
SWF-Sinfonie-Orchester
Baden Baden |
SWR
Classic |
1956 |
27‘35 |
|||||||||
|
I
sorgfältig erarbeitet, jedoch nicht so leicht und locker, wie man Mozart
heute meist spielt, gerundetes Klavierspiel, nuancenreich, gute
Partnerschaft, II Atmosphäre, III Buffo-Charakter
nicht ganz ausgereizt – präsentes Klangbild |
||||||||||||||
4-5 |
Justus Frantz |
Claus
Peter Flor |
Bamberger
Symphoniker |
Eurodisc BMG |
1990 |
30‘33 |
|||||||||
|
Marschcharakter
des Satzes immer präsent, farbiges Klangbild, hellwaches Musizieren, II con moto, Mozarts Notentext
einfühlsam umgesetzt, sprechende Artikulation, viele Verzierungen, das
dialogische Prinzip des Satzes voll ausgekostet – sehr gute Transparenz und
Balance |
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4-5 |
Wilhelm Kempff |
Hans
Weisbach |
Großes Leipziger Sinfonie-Orchester |
M&A Andromeda |
1939 |
27‘54 |
|||||||||
|
live
– s. u. |
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4-5 |
Walter Gieseking |
Guido
Cantelli |
New
York Philharmonic Orchestra |
As
disc |
1955 |
29‘00 |
|||||||||
|
live
– I Bläser bei lauten Tutti-Abschnitten zurück, kompakter Klang, Flügel vorn,
sachlicher Mozart, II etwas gezogen, aber mit Spannung; Dialoge zwischen
Bläsern und Flügel kommen gut heraus, III Gieseking
erfreut mit jeu perle, Orchester-Tuti
insgesamt etwas zu laut und zu fest |
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|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
||||||
4 |
Matthias Kirschnereit |
Frank
Beermann |
Bamberger
Symphoniker |
Arte
Nova |
2001 |
26‘00 |
|
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|
I
dramatischer Ansatz, gutes Miteinander, Bläser könnte man sich etwas farbiger
wünschen, II etwas geradliniges Schreiten, weniger empfindsam, keine
Verzierungen, III zupackend, abwechslungsreich, spritzige Eingänge, Bläser T.
4/5 und 7/8 zu laut |
|
||||||||||||||||
4 |
Friedrich Gulda |
Hans
Swarowsky |
Orchester
der Wiener Staatsoper |
Concert
Hall Scribendum |
P 1964 |
27‘56 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Myra Hess |
Leslie Heward |
Hallé Orchestra Manchester |
Piano
Library |
1942 |
29‘09 |
|
|||||||||||
|
Hess
hat ein Feeling für Mozart, gutes non-legato-Spiel, gute Partnerschaft
zwischen Dirigent und Pianistin, II ausdrucksvoll, Wärme, III T. 268 Wechsel
der Schellacks, wie eine kalte Dusche – helles, jedoch nicht immer
wünschenswert transparentes Klangbild, Rauschen der Schellacks |
|
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4 |
Maurizio Pollini, auch Ltg. |
|
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
2005 |
27‘36 |
|
|||||||||||
|
live
– I Anfangstakte etwas vorsichtig, Flöte ragt mit ihrem Solo T. 76-79 nicht
aus dem Bläserklang heraus, Bläser weniger farbig, blockhaft, T. 251-264
Orchester wenig gestaltet, spielt nur mit, II zweite Violine und Viola
klingen wie unter einem Pedal, Noten kleben, Spannung nicht auf höchstem
Level, III Pollini hier überzeugend, Bläser T. 128 ff. verdeckt, auch später
– Klang für die Zeit nicht gerade optimal |
|
||||||||||||||||
4 |
Geza Anda, auch Ltg. |
|
Camerata academica Salzburg |
DGG |
1961 |
27‘41 |
|
|||||||||||
|
s. u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Jonathan Biss, auch Ltg. |
|
Orpheus
Chamber Orchestra |
EMI |
2008 |
27‘17 |
|
|||||||||||
|
live
– I selbstbewusst aufspielendes Kammerorchester in Großformat, klingt
stellenweise etwas aufgedonnert, auch mechanisch zackig (T. 145 ff.), anfangs
kein p, Bläser T. 68-74 weniger
rund, ein Lichtblick dagegen Biss mit seinem aufmerksam gestalteten Klavierpart,
II Musik im Fluss, objektiv, III Höhepukt!
lustbetontes Musizieren, Buffo-Charakter getroffen |
|
||||||||||||||||
4 |
Emil Gilels |
Franz
Konwitschny |
Gewandhausorchester
Leipzig |
hännsler |
1960 |
27‘28 |
|
|||||||||||
|
live
– s. u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Jewgenij Koroliov |
Helmut
Müller-Brühl |
Kölner
Kammerorchester |
aurophon |
P 1995 |
27‘04 |
|
|||||||||||
|
I
Blick immer nach vorn gerichtet, geradliniges Musizieren, unaufgeregte Art, gutes
Miteinander, II con moto,
routiniert, schöne Bläserdetails, III ähnlich wie Satz I – Klangbild wünschte
man sich etwas farbiger |
|
||||||||||||||||
4 |
Artur Schnabel |
Malcolm
Sargent |
London
Symphony Orchestra |
EMI |
1937 |
28‘21 |
|
|||||||||||
|
I
eher sachlich, kaum lustvoll, ohne Augenzwinkern, II Adagio, sehr gezogen,
Schnabel beim ersten Einsatz in sich versunken, III übliches Tempo, jetzt
endlich ein jugendlicher Mozart, Musizieren viel lockerer als vorher –
insgesamt uneinheitliche Darstellung |
|
||||||||||||||||
4 |
Clifford Curzon |
Rafael
Kubelik |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
audite |
1976 |
29‘01 |
|
|||||||||||
|
live
– s. u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Clifford Curzon |
Bernard
Klee |
BBC
Symphony Orchestra |
BBC |
1976 |
28‘28 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Alicia de Larrocha |
Colin
Davis |
English
Chamber Orchestra |
RCA |
1991 |
29‘28 |
|
|||||||||||
|
I
die empfindsamen Stellen überzeugen mehr als die äußerlich virtuosen, hier
hält sich die Pianistin eher zurück, f,
kein ff, II geschmackvoll, ruhender
Pol zwischen den Ecksätzen, III gediegen, Buffo-Charakter
wird hier kaum geweckt |
|
||||||||||||||||
4 |
Maria Joāo Pires |
Theodor
Guschlbauer |
Gulbenkain Kammerorchester
Lissabon |
Erato |
1973 |
26‘49 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Rudolf Serkin |
Alexander
Schneider |
English
Chamber Orchestra |
BBCL |
1967 |
29‘45 |
|
|||||||||||
|
live
– s. u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Rudolf Serkin |
Claudio
Abbado |
London
Symphony Orchestra |
DGG |
1982 |
30‘17 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Daniel Barenboim, auch Ltg. |
|
English
Chamber Orchestra |
EMI |
P 1969 |
30‘47 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Daniel Barenboim, auch Ltg. |
|
Berliner
Philharmoniker |
Teldec |
1986 |
30‘00 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Wilhelm Kempff |
Bernhard
Klee |
Symphonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
DGG |
P 1982 |
30‘09 |
|
|||||||||||
|
s.
u. |
|
||||||||||||||||
4 |
Howard Shelley, auch Ltg. |
|
City
of London Sinfonia |
IMP |
P 1986 |
28‘21 |
|
|||||||||||
|
I
Shelley und Orchester ein eingespieltes Team, unproblematisch, aber auch
etwas glatt, II wie gesungen, dezente Pizzicati,
Klavier T. 40—44 sehr leise, Fagott T. 58-61 nach vorn geholt, III Blick
immer nach vorn, etwas mechanisch geglättet, wie abgespult |
|
||||||||||||||||
4 |
Vladimir Ashkenazy, auch Ltg. |
|
Philharmonia Orchestra London |
Decca |
1977 |
29‘10 |
|
|||||||||||
|
I
Ashkenazy führt und Orchester sekundiert, Zielton nach
der fallenden Triole im Thema teils Viertel, teils Achtel, T. 39 schon f, Mainstream, II ruhig schreitend,
melancholisch, etwas bieder, III zu viel Aktionismus, Orchester wird nicht
recht gefordert – wenig farbiger Klang |
|
||||||||||||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
||||||||||
3-4 |
Lili Kraus |
Stephen
Simon |
Vienne Festival Orchester |
CBS Sony |
1966 |
27‘11 |
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geradlinig
durch Mozarts Partitur, gefällig, aber auch zu einförmig, Solistin und
Orchester nebeneinander, II Triolenbegleitung in der Mittelstimme des
Klaviers nicht immer gleichmäßig, T. 66-69 im Holz kein sfp |
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3-4 |
Mitsuko Uchida, auch Ltg. |
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Cleveland
Orchestra |
Decca |
2012 |
29‘02 |
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live
- keine Binnenspannung, die Musik geschieht, mehr Klang als Spannung –
insgesamt klingt die Musik eher wie buchstabiert, am Notentext entlang musiziert,
man vermisst die Darstellung des Zusammenhangs, Musik immer nur
abschnittsweise serviert, man vermisst die frühere Leichtigkeit, Klavierspiel
ohne artikulatorische Feinarbeit – hier fehlt ein Dirigent! |
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3-4 |
Murray Perahia, auch Ltg. |
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English
Chamber Orchestra |
CBS Sony |
1976 |
27‘31 |
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s.
u. |
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3-4 |
Murray Perahia, auch Ltg. |
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Chamber Orchestra of Europe |
CBS Sony |
1990 |
27‘59 |
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s.
u. |
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3-4 |
Yu Kosuge |
Lawrence
Foster |
Sinfonie-Orchester
des NDR Hamburg |
Sony |
2005 |
27‘37 |
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I
insgesamt zügig unterwegs, ungeklärt bleibt, ob der Zielton
nach der fallenden Note in T. 2 und 4 (sowie im weiteren Verlauf) als Achtel
oder Viertel (wie vorgeschrieben) zu spielen ist, Zusammenarbeit von Dirigent
und Solistin nicht immer top, II besser gelungen, III Bläser in den ersten
acht Takten zu laut, kaum Akzente, wie durchgespielt, Eingänge von Busoni |
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3-4 |
Karl Engel |
Leopold
Hager |
Mozarteum-Orchester
Salzburg |
Teldec
Warner |
1977 |
30‘01 |
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Es
kommt so, wie es kommt; robust, Musik wenig gestaltet, an den Tutti-Stellen
auftrumpfend, blockhaft, Instrumente nehmen nicht immer den vom Komponisten
gewünschten Ausdruck an, spielen zu pauschal, in T. 42 auf 3 ungenau, Flöte
kommt T. 76-79 nicht heraus, wenig farbiger Klang, Flügel etwas nach vorn
gezogen. Das Beste an den LPs waren die Aquarelle von Salzburger Ansichten
auf dem Cover, sie fehlen jedoch auf den Warner CDs. |
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3-4 |
Annerose Schmidt |
Kurt
Masur |
Dresdner
Philharmonie |
Eterna
Berlin Classics |
P 1974 |
27‘02 |
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I
mit viel Druck nach vorn, die große Linie, Streicher etwas handfest, II Piccato-Bässe durchgehend zu präsent, wenig einfallsreich,
III wie nur durchgespielt, fast nur ein Einheitsklang – p hat bei Masur und Schmidt fast keine Chance, insgesamt geringe
Differenzierung |
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3-4 |
Paul von Schilhawsky |
Rudolf
Alberth |
Orchestre des Cento Soli |
Le
Club Francais du Disques Musidisc |
1961 |
29‘39 |
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insgesamt
gediegen – I Pianist nicht sofort voll im Einsatz, Flöten T. 76-79 nicht zu hören,
deutliche Seufzer der ersten Violinen T. 219-221, einige Rubati,
II Adagio, kaum Spannung – Flügel meist herausgehoben, Klangbalance nicht top |
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3-4 |
Rudolf Buchbinder, auch Ltg. |
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Wiener
Symphoniker |
Calig
hänssler |
1997 |
27‘17 |
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live
– s. u. |
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3-4 |
Helen Huang |
Kurt
Masur |
New
York Philharmonic Orchestra |
Teldec |
1997 |
27‘57 |
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live
– großbesetztes Orchester trifft auf zierliche, 15 jährige Pianistin,
erstaunliche Leistung! Orchester jedoch nur Mainstream, Musik fast ohne
Akzente, wenig farbiger Klang – II Pizzicati der
Bässe zu Beginn ohne Duft, keine Verzierungen |
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3-4 |
Keith Jarrett |
Dennis
Russell Davies |
Stuttgarter
Kammerorchester |
ECM |
1994/95 |
31‘11 |
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I
zurückhaltendes Tempo beraubt der Musik ihre Leichtigkeit, in der g-Moll-Episode
Viertel der linken Hand gestelzt, II wie eine Gesangsszene, Verzierungen, III
wie Satz I – klangschöne Aufnahme mit guter Transparenz und Balance |
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3-4 |
Sergio Fiorentino |
Mervyn
Vicars |
The
London Mozart Ensemble |
Piano
Classics |
1954 |
25‘26 |
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I
Geschwindigkeit überfährt Mozarts köstliche Musik, kompakter Klang mit
Unschärfe bei lauten Tutti-Abschnitten, II Achteltriolen (=Begleitung) von zweiten
Violinen und Bratschen zu laut, Horn T. 33 unsauber, T. 73 unterschiedliches
Metrum bei Klavier und Streichern, Begleitung insgesamt zu mechanisch, einige
Verzierungen |
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3 |
Rosina Lhévinne |
Jean
Morel |
Juilliard Orchestra |
Philips |
1961 |
28‘07 |
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forsch
auftrumpfend, Blick immer nach vorn, Orchester engagiert, jedoch weniger locker,
meist nur in der Begleiter-Rolle, eingeengte Dynamik, kaum p, wenig wandlungsfähiger Klavierton,
im Diskant Klirrneigung, II Musik hat hier mehr Seele, darf atmen, III
Klavier klanglich vorn, insgesamt wie abgespult – eine schwarz-weiß-Aufnahme |
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3 |
Rudolf Buchbinder, auch Ltg. |
|
Sächsische
Staatskapelle Dresden |
Sony |
2014 |
26‘51 |
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live
– s. u. |
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3 |
Alexis Weissenberg |
Carlo
Maria Giulini |
Wiener
Symphoniker |
EMI |
1978 |
28‘23 |
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I Orchestertutti
mit viel Maestoso, Klaviergeklingel nach Mozarts Noten, ohne hörbares
Stilempfinden, insgesamt grobschlächtig, Mozarts Partitur eiskalt überfahren,
II pflichtgemäße Pizzicati ohne Duft, Pianist kann den
Ausdrucksgehalt der Klavierstimme nicht wecken, III keine Eingänge,
abgespulte Läufe, unsensibler Umgang, Mozart zu leicht? |
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3 |
Christoph
Eschenbach,
auch Ltg. |
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London
Philharmonic Orchestra |
EMI |
P 1978 |
30‘41 |
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Eschenbach
in Personalunion als Pianist und Dirigent, leider wird er beiden nur halb
gerecht, I etwas fest musiziert, die Tutti-Abschnitte immer ff, nicht immer genügend transparent,
variable Länge des Zieltons nach der Triole im Thema,
Pianist agiert mehr mechanisch als einfallsreich, II T. 11 ff. laufen
Instrumente hintereinander her, ohne aufeinander Bezug zu nehmen, dabei
verabschieden sich die ersten Geigen vorzeitig aus dem Dialog, Pizzicati T.23 ff. nur Beiwerk, eher an der Oberfläche
musizierend, ohne Verzierungen, III Klavierläufe mit wenig Ausdruckskraft,
Musizieren eher neben- als miteinander, das erzeugt Leere |
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5 |
Malcolm Bilson |
John
Eliot Gardiner |
The
English Baroque Soloists |
DGA |
1986 |
27‘43 |
|
I
festlich auftrumpfende Exposition, langer Übergang T. 79, elastisches
Musizieren II feierlich
schreitend, Verziehrungen, III natürliches und auch
facettenreiches Musizieren – farbiges Klangbild, gute Transparenz, Holz nach
vorn geholt |
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5 |
Arthur Schoonderwoerd, auch Ltg. |
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Cristofori |
Accent |
2011 |
27‘14 |
|
etwas
ungewöhnliches Klangbild, da jede Stimme nur mit einem Spieler besetzt ist;
die Probleme bei der Balance, die sich hier zwangsläufig ergeben, sind jedoch
zufriedenstellend gelöst, eher eine erweiterte Kammermusik als ein Konzert,
wie man es Kennt, II schnell schreitend, sehr locker, aber auch etwas nüchtern |
4-5 |
Jos van Immerseel, auch Ltg. |
|
Anima Eterna |
Channel
Classics |
P 1991 |
26‘42 |
|
I
mehr Concertare als bei Demus,
wo man eher nebeneinander spielt, farbiger Klang, II empfindsam, Verziehrungen, III Buffo-Charakter
wird ausgespielt |
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4-5 |
Viviana Sofronitzky |
Tadeus
Karolak |
Musica Antiqua Collegium
Varsoviense |
Et’cetera |
2005/06 |
25‘34 |
|
I
mit Hingabe gespielt, guter Aufbau T. 36-43, II Verzierungen und kreative Änderungen am
Notentext, Sofronitzky sehr spontan, III flott, Streicher
stellenweise benachteiligt – gute Partnerschaft, trotz Originalinstrumenten
weniger farbiges Klangbild |
|||||
4-5 |
Linda Nicholson |
Nicholas
Kraemer |
Capella Coloniensis |
Capriccio |
1990 |
28‘58 |
|
I
versierte Solistin, mit viel Fantasie, ziemlich adäquate Umsetzung der
Partitur, II schnelle Gangart, viele Verziehrungen,
III hier im langsameren Tempo, T. 20
sowie T. 177 jeweils eine kleine Kadenz – gute Transparenz und Balance |
|||||
4-5 |
Patrick Cohen |
Christophe
Coin |
Ensemble
Baroque de Limoges |
Astrée |
1995 |
29‘59 |
|
I
sehr lebendig, farbiges Klangbild, Cohen wagt hier und da minimale Rubati, bei lauten Tuttiabschnitte stärke Bässe, guter dynamischer
Aufbau T. 36-43, II Adagio, empfindsam, schön, aber sehr gezogen, keine
Verzierungen, III abwechslungsreich, gefällt am Besten |
4 |
Jörg Demus |
(Franzjosef Maier, Vl.) |
Collegium aureum |
DHM |
1975 |
28‘30 |
|
I
in der Exposition (T. 12-23) wird bei Bratschen und Bässen jeweils der zweite
Takt (mit Triole) überdeckt, Seufzermotive der
ersten Geige T. 219-221 vor der e-Moll-Episode, insgesamt Ausführung ohne
individuelle Ausprägung, II klangvoller Espressivo-Stil,
III sprühende Vitalität – offener Klang; als Hörer meint man direkt im
Orchester zu sitzen, dynamische Differenzierung im p-Bereich zu großzügig, Streicher nicht so homogen als z. B. bei Immerseel oder Gardiner |
Die Instrumente von Schoonderwoerd, Demus, Nicholson,
Cohen und Immerseel klingen noch sehr in Richtung
Cembalo. Bei Sofronitzky und Bilson ist der Unterschied zum modernen Klavier
jedoch nicht mehr so weit. Bilson, Cohen und Schoonderwoerd verwenden Nachbauten von Anton
Walter-Flügeln. Bei den restlichen Aufnahmen fehlen entsprechende Informationen
in den Booklets oder auf den Hüllen.
Interpretationen nach historisch-informierter
Aufführungspraxis mit modernen Instrumenten
5 |
Fazil Say |
Howard
Griffiths |
Zürcher
Kammerorchester |
naïve |
2004 |
27‘00 |
|
I
Say und Griffiths setzen Mozarts Vorlage mit Verve um, sehr gute Transparenz,
guter Klang, II man wünschte sich stellenweise noch mehr p, III putzmunter, theatralisch – an Solo-Stellen immer wieder dumpfe
(Pedal?) Geräusche |
|||||
5 |
Haiou Zhang |
Thomas
Fey |
Heidelberger
Sinfoniker |
hännsler |
2015 |
27‘01 |
|
I
sehr lebendig, laute Tutti-Stellen Blech-betont, T. 68-72 etwas langsamer, bestes
Miteinander, II moderner Flügel trifft auf HIP-Orchester, abwechslungsreich,
sehr angenehmer Klang, III Klangrede, vital, burlesk – farbiges Klangbild mit
sehr guter Transparenz und Balance |
|
Stefan Vladar, auch Ltg. |
|
Camerata Salzburg |
HMF |
2006 |
24‘49 |
|
Vitalität,
guter Aufbau in T. 36-43, Zielton nach der
fallenden Triole im Thema T. 144/45, auch T. 223/25 sowie T. 329/30 immer als
Viertel, beim Orchester jedoch immer kurz, klangliche Balance nicht immer optimal
(Dirigent?), einige Verzierungen in der Reprise, II schnell (5’08), Pizzicati zurückhaltend, Auszierungen,
III sehr bewegt, blitzsauber, Balance wie im Kopfsatz, Buffo-Charakter
geweckt – Flügel etwas nach vorn platziert |
|||||
4-5 |
John O’Conor |
Charles
Mackerras |
Scottish Chamber Orchestra |
Telarc |
1989 |
27‘19 |
|
SCO
wie ein großes Sinfonie-Orchester, farbiger Klang, gute Balance und
Transparenz, ziemlich ansprechend bewältigt, II Mozarts Klangrede erweckt,
einige Verzierungen, III Buffo-Charakter, klingt
jedoch ein wenig glatt |
4 |
Carmen Piazzini |
Michail
Gantvarg |
Leningrader
Solisten |
col legno |
P 2006 |
26‘00 |
|
I
Holzbläser klingen, abgesehen in Tutti-Abschnitten etwas entfernt, Flügel
nach vorn geholt, blitzsaubere flinke Läufe, geradlinige Orchesterbegleitung,
II schnell voranschreitend, sfp T. 66-69 beim Holz sehr gut, III Buffo-Charakter
der Musik ausgespielt |
Hinweise zu Interpreten und Interpretationen
Wilhelm Kempff
Zwei Aufnahmen liegen
mit Kempff vor, ein Konzertmitschnitt von 1939 sowie
eine Studioproduktion aus seinen letzten Lebensjahren, m. E. seine letzte
Aufnahme überhaupt. Trotz nicht besonders guter klanglicher Überlieferung wird
der Leipziger Mitschnitt gefallen. Der Mitvierziger
spielt hier frei und nutzt die Möglichkeiten des Notentextes zur
differenzierten Aussage. Die späteren Kempff-Tugenden
– Fantasie, Transparenz, Leuchtkraft, pointierte Darstellung – sind auch schon
hier zu verfolgen. Mit dem Dirigenten Hans Weisbach
liegt er interpretatorisch auf derselben Linie. Mehr als vierzig Jahre später
begleitet Bernhard Klee mit dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks,
es versteht sich, dass er Rücksicht auf den Pianisten, 86 Jahre, nimmt. Die
Exposition klingt hier etwas statisch, Kempff verfügt
immer noch über einen hellen silbrigen Ton und ihm gelingt eine pointierte
Darstellung, spielt jedoch insgesamt nicht mehr so locker. Das Andante gerät
ziemlich geradlinig, ohne besondere Expression, auch fehlen Verzierungen, im
Finale fügt er aber Eingänge hinzu.
Rudolf Serkin
Drei Einspielungen
stehen zur Diskussion, die älteste Aufnahme wurde 1955/56 mit dem Columbia Symphony Orchestra (einem ad-hoc-Ensemble) in New York
eingespielt, am Pult steht Serkins Freund Alexander
Schneider, viele Musikfreunden auch als zweiter Geiger des Budapester
Streichquartetts bekannt. Hier erlebt man ein ausdrucksstarkes und
phantasievolles Klavierspiel, Schneider hebt vor der e-Moll-Episode T. 222 ff.
in der ersten Violine die Seufzer-Motive deutlich heraus, später hört man das
nicht so. Viel Espressivo und große Bögen schaffen
die Musiker im Andante, der Hauptanteil kommt jedoch vom Pianisten. Vitalität
herrscht im Finale, wobei das Buffoneske immer im Blick bleibt. Der Klang ist
kompakt, etwas mulmig und wenig transparent.
11 Jahre später
erleben wird Serkin/Schneider in einem Konzertmitschnitt aus London, den BBCL
zugänglich gemacht hat. Man nimmt sich nun etwas mehr Zeit, das Klavier wird
etwas nach vorn gezogen, das Klangbild ist jedoch noch nicht ganz
zufriedenstellend, da auch Streicher-beherrscht, und besitzt auch ein wenig
Hall. Serkin spielt wie früher. Das Andante wird jetzt etwas langsamer angegangen,
es ist fast schon ein Adagio, Serkin spielt hier vorsichtiger. Das Finale
erreicht die Höhe der Vorgänger-Aufnahme.
Nach Serkins Wechsel zur DGG wurden nach Brahms‘ Cellosonaten
nach und nach die Klavierkonzerte von Mozart mit Abbado und dem London Symphony Orchester eingespielt, der Startschuss fiel 1982
mit vorliegendem C-Dur-Konzert. Der Klang mit seiner Fülle und Farbigkeit, aber
auch seiner Transparenz und Balance übertrifft die Vorgänger deutlich. Anders
sieht es jedoch auf der musikalischen Seite aus: Serkin hatte inzwischen das
76ste Lebensjahr erreicht und seine Finger verfügten nicht mehr über die
Geschmeidigkeit und den unmittelbaren Zugriff wie früher, so wird hier und da
die Ausführung leicht mechanisch. Abbado parierte dies mit langsamerem Tempo im
Kopfsatz. Am besten gefällt hier das Finale.
Clifford Curzon
Curzons beide Einspielungen
des C-Dur-Konzerts sind unterschiedlich ausgefallen, obwohl sie nur ca. fünf Wochen
auseinander liegen. Das Klangbild der BBC-CD ist leider verhangen, kompakt,
sowie mit einer leichten Unschärfe versehen, und wenig farbig (herrschte damals
in London wieder der berüchtigte Smog?). Darunter leidet vor allem die
Zusammenarbeit von Solist und Orchester im Kopfsatz. Im zweiten Satz klingt die
Begleitung der zweiten Violinen sowie der Bratschen etwas klebrig, Curzon
steuert einige Verzierungen bei. Am besten gefällt hier noch der dritte Satz,
hier spürt man doch eine größere Mozart-Nähe.
Klanglich ist der
Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks der BBC-Aufnahme deutlich überlegen. Der
erste Satz erfährt durch Kubelik eine großformatige Darstellung, so, als wäre
es ein Beethoven-Konzert. Bei Tutti-Abschnitten ist das Klangbild leider
Streicher-beherrscht. Der zweite Satz wird in München noch langsamer gespielt,
trotz einiger schöner Stellen klingt die Musik beinahe schon zäh. Der Finalsatz
besitzt mehr Mozart-Nähe, hier erlebt man mehr Spontanität. Im Vergleich zur
BBC-Aufnahme wirkt die audite-CD lebendiger, da viel
durchsichtiger; es kommt mehr Mozart herüber.
Emil Gilels
Gilels erste Aufnahme
entstand in Moskau in Zusammenarbeit mit Rudolf Barschai,
mit dem er auch als Kammermusikpartner verbunden war. Wie nur wenige vertieft
sich der Pianist in Mozarts Partitur und holt den Ausdrucksgehalt sowie die
innere Dramatik der Klavierstimme ans Licht. Gilels
und Barschai verstehen sich auf Spannungsaufbau aus
dem Inneren der Musik heraus und der nachfolgenden Entspannung. Ausdrucksvolle
Kantilenen formt der Pianist im Andante, die Pizzicati
sind leider etwas zurückgesetzt, das kann auch Absicht der Klangregie sein, um
die Klavierstimme herauszuheben, wie es damals und teilweise auch noch heute
üblich ist. Vital und die rhythmische Energie ausnutzend zieht das Finale
vorüber. Bezeichnend für Gilels‘ musikalische
Intelligenz ist die Überleitung in T. 177, in der die Improvisation ganz in das
musikalische Umfeld eingepasst ist, ohne irgendeine Zäsur, wie man es meistens
hört. Das Klangbild der Aufnahme ist transparent, jedoch etwas dicht, das fällt
vor allem bei lauten Tutti-Stellen auf. Ein Jahr später führte der Pianist
dasselbe Konzert in Leipzig, zusammen mit dem Gewandhausorchester auf, am Pult
stand Chefdirigent Franz Konwitschny. Hier ist der Klang des Radio-Mitschnitts
ein wenig entfernt, kompakt und leicht diffus an Tutti-Stellen. Insgesamt
gelingt Konwitschny nicht die Leichtigkeit des Orchesterspiels, die Barschai so überzeugend vorführt. Der zweite Satz wird
langsamer genommen, jedoch ist die Balance im Orchester gestört, da die Pizzicati der Bässe zu stark kommen, sie decken auch ab T.
23 Bratschen und zweite Violinen zu. Im Finale zieht Gilels
ab T. 269 wild los, wollte er Konwitschny zu einer rascheren Gangart überreden?
Insgesamt ist dies keine einheitliche Interpretation, als zusätzliches Manko
müssen auch die vielen Huster erwähnt werden.
Geza Anda
Bis etwa zur
Jahrtausendwende wurde Geza Anda als einer der besten Mozart-Pianisten
angesehen, Serkin, Curzon und Casadesus waren inzwischen
verstorben und ein Nachfolger musste bereitstehen. Inzwischen hat sich die
Einschätzung der Kritiker und Teilen des Publikums jedoch gewandelt. Bei dem um
Ausgewogenheit, Objektivität und Klarheit bemühten Pianisten und Dirigenten in
Personalunion wurden gerade diese Tugenden als Manko angesehen, da sie Mozarts
wandelnde Gefühlszustände, seine Dramatik, nicht oder zu diskret
berücksichtigte sowie seine Scheu vor einer Romantisierung der Musik in den
Mittelsätzen der Konzerte als nicht adäquat erkannten. Auch die Neubesinnung
auf die historische Aufführungspraxis hat Anda noch nicht erlebt, so verwundert
es nicht, wenn er in seinen Interpretationen des C-Dur-Konzerts auf alle
Eingänge und Überleitungen sowie Verzierungen verzichtet. Alles das Gesagte kann
man in seinen Aufnahmen nachhören. Die früheste entstand beim WDR in Köln,
damals stand Josef Keilberth am Pult des Orchesters.
Er sorgte in den Ecksätzen für ein straffes Musizieren, mit dramatischen
Akzenten. Der Flügel ist, wie damals üblich, klanglich nach vorn gezogen, Anda
passt sich in Keilberths Konzept mit einem
ausgefeilten und glänzenden Klavierspiel ein. Fünf Jahre später begann der
ungarische Pianist für die DGG mit der Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte, am
Anfang standen die Konzerte G-Dur KV 453 und C-Dur KV 467. Anda hat die Musik
im Griff, auch die Führung des begleitenden Orchesters, aber es wird insgesamt
etwas vornehm zurückhaltend oder unverbindlich musiziert, ohne etwas zu wagen.
Nach Abschluss dieser Reihe wechselte der Pianist von der DGG zum
Bertelsmann-Konzern und legte erneut eine Mozart-Platte vor, jetzt dirigierte
er vom Flügel aus die Wiener Symphoniker, die aus jahrzehntelanger
Konzertpraxis heraus selbstbewusster agieren als das Salzburger Mozarteum
Orchester, ein Gewinn! Außerdem ist ein Zuwachs an Klangfarben positiv zu
vermerken. Leider ist im Andante-Satz die Balance zwischen den Bläsern nicht
ganz top.
Friedrich Gulda
Gulda hat zwei
Studio-Einspielungen des C-Dur-Konzerts hinterlassen, die beide in Wien
entstanden. In den 60er-Jahren stand der Wiener Dirigent, in der Musikwelt noch
viel mehr als Dirigierlehrer geschätzte Hans Swarowsky am Pult. Hier kann man das Klavier einmal als
Generalbass-Instrument erleben, wenn Gulda noch den
von Mozart mitgedachten Generalbass während des Orchesterspiels improvisiert,
wie man es sonst nur noch bei Aufnahmen nach historisch-informierter Praxis
hören kann. Für Musikfreunde, die die Platte zum ersten Mal hören, mag es
anfangs befremdlich, besser noch verfremdet klingen. In der Barock- und
nachfolgenden Rokokozeit stützte das Cembalo mit der Generalbassbegleitung den
Klang des wesentlich kleineren Orchesters, in der die Streichinstrumente noch
mit Darmsaiten bespannt waren, das war sinnvoll. Mit der allmählichen
Vergrößerung des Orchesters, Austausch der Darmsaiten gegen solche aus Stahl,
sowie der Verwendung von Hammerflügeln und der sie ablösenden modernen Flügeln
war eine klangliche Stütze nicht mehr erforderlich, folglich verschwand sie in
der Praxis und damit auch in den Ohren der Hörer. Insofern hat diese erste Gulda-Einspielung ihren historischen Wert, zumal der Solist
eine mich überzeugende Leistung abliefert. Ich empfehle einen ersten Einstieg
in den zweiten Satz, da ist die Überraschung nicht so groß.
Guldas zweite Aufnahme mit
Abbado am Pult kommt ohne Generalbass aus, da erlebt man keine Überraschungen.
Im zweiten Satz, der wie ein wunderbarer Gesang vorüber zieht, reichert der Pianist den Notentext mit einigen Verzierungen
an, die schon von Mozart erwartet, jedoch nicht notiert wurden, da vertraute er
auf den Geschmack des Interpreten. Abbado und Gulda
agieren hier in bester Partnerschaft, es wird immer locker musiziert. Die
Balance innerhalb des Orchesters ist gut, an lauten Tutti-Stellen jedoch etwas
Streicher-lastig. Im Finalsatz geht es sehr lebendig
und spritzig zu, eine imaginäre Opernszene läuft mit, bei Swarowsky
jedoch weniger.
Maria Joāo Pires
Bei den beiden
Aufnahmen dieser Pianistin lässt sich gut eine Entwicklung in der Auffassung
und Ausführung verfolgen. Anteil daran haben jedoch auch die Dirigenten Guschlbauer und Abbado. Pires pflegt hier ein männlich
akzentuiertes Klavierspiel, das Glanz in die Musik bringt, ohne jedoch das
Lyrisch-Empfindsame zu vernachlässigen. Das Gulbenkain-Orchester
spielt noch etwas hölzern, es fehlt ihm etwas an Feingefühl. Das COE wartet mit
einer besseren Differenzierung und Gestaltung auf, die Trompeten bringen bei
den lauten Tutti-Abschnitten zusätzlichen Glanz ins Spiel, die Erato-Platte ist
dagegen weniger farbig. Die dynamische
Differenzierung im p-Bereich ist bei
beiden Aufnahmen jedoch nicht ausgeschöpft. Im Andante ist die Spannung bei
Abbado sofort da, bei Guschlbauer entwickelt sie sich
erst im Verlaufe des Satzes. Bei fast gleicher Laufzeit wird im Finale auf der
DGG-Platte lockerer musiziert und der Buffo-Charakter
der Musik kommt besser zum Tragen.
Daniel Barenboim
Bei beiden Aufnahmen
tritt Barenboim in Personalunion als Pianist und Dirigent auf. Auch wenn man
sich räumlich näher kommt und der Klavierdeckel nicht trennt, ist das m. E.
keine optimale Lösung, da Barenboim nicht richtig frei spielt. Außerdem können
sich (kleine) Ungenauigkeiten einschleichen, so werden z. B. in der Berliner
Aufnahme die Zieltöne h und e des Themas nach
den Triolen gleich zu Beginn unterschiedlich lang genommen. Auch meine ich,
dass diesem Satz etwas an Frische abgeht. Der Andante-Satz wird als Adagio
verstanden, die Musik klingt gezogen und gewichtig. Die Pizzicati
kommen bei EMI überdeutlich, daneben hört man die Londoner Oboe mit ihrem
merkwürdigen auffälligen Klang. Die Musik der Berliner Aufnahme ist mehr nach
innen gekehrt, die Pizzicati ab T. 23 klingen zu
harmlos und nicht wie Achtelnoten. Das Finale klingt endlich schneller und
lebendiger, aber eine Buffo-Szene will sich nicht
recht einstellen. In London nimmt Barenboim in T. 266/67 die Lautstärke etwas
zurück, die Bläser spielen jedoch weiter wie zuvor. Die EMI-Aufnahme besitzt
einen offenen Klang bei guter Transparenz und Balance. Die Berliner
Philharmoniker verfügen hörbar über bessere Streicher, der Klang in ihrer
Aufnahme ist in den ersten beiden Sätzen zu geschlossen, klobig und ohne Glanz,
ihm letzten Satz jedoch farbiger als zuvor, das Orchester klingt auch
gerundeter.
Rudolf Buchbinder
Wie Barenboim scheint
auch der österreichische Pianist Klavierkonzerte gern ohne Dirigenten
aufzuführen. Die Resultate überzeugen mich nicht. Das Orchester wird vorher
bestimmt gewissenhaft trainiert und die Ausführung aller wichtigen Stellen
abgesprochen, das kann man in der Exposition nachhören, in der der dynamische
Aufbau in den T. 36-43 vorbildhaft vorgeführt wird. Ansonsten läuft die Musik
jedoch wie nur technisch bewältigt, es wird nicht nach rechts oder links
geschaut, einen Blick hinter den Notentext wird nicht gestattet, die Musik
läuft ziemlich glatt bis zum jeweiligen Satzende. Im Mittelsatz erfreut
Buchbinder mit einigen Verziehrungen. Die Wiener
Aufnahme wartet mit einem farbigen Klangbild auf, der Flügel ist klanglich vorn
positioniert. Der Dresdner Mitschnitt mutet wie ein Schnelldurchgang durch KV
467 an, obwohl das Tempo in etwa der Wiener Aufnahme entspricht. Das Orchester
klingt hier weniger gerundet und auch etwas fester. Auch die Transparenz bleibt
zurück, zu eng ist der dynamische Radius. Die Mikros sind nahe an den
Instrumenten positioniert, dabei werden die Bässe (zu sehr) bevorzugt. Das
Andante (zu gleichförmig) und das Finale (schnoddrig) reichen nicht an die
ältere Aufnahme heran. Warum diese CD?
Murray Perahia
Perahia hat bis jetzt zwei
Aufnahmen vom C-Dur-Konzert hinterlassen, keine kann mich begeistern, da er
ohne Konzept an die Arbeit geht. Ein großes Manko ist ein fehlender Dirigent,
einen solchen dabei zu haben, zahlt sich (fast) immer aus. Das steigert jedoch
die Produktionskosten, ohne ihn ist es billiger, jedoch das Billigste ist meist
nicht das Beste. Hier im konkreten Fall ist u. a. die Balance im Argen, das
Klavier ist vorgezogen – auch äußerlich auftrumpfend – und das Orchester spielt
mit, an lauten Tutti-Stellen auch aufgebläht. Man vergleiche zum Beispiel Perahias Aufnahme mit dem Chamber
Orchestra of Europe mit der Pires-Aufnahme, bei der
Abbado am Pult dieses Orchesters steht, das hat doch mehr Klasse! Die Genauigkeit der Ausführung bleibt bei Perahia auf der Strecke, Beispiel Zielton
im Hauptthema, oder die Dynamik kennt kein richtiges Piano, stattdessen aber
ein Fortissimo, das man in der Partitur nicht findet. Im Andante wird 1990 die
Pizzicato-Begleitung (T. 23 ff.) zu mechanisch ausgeführt, ohne Delikatesse.
Der letzte Satz klingt in beiden Aufnahmen wie nur durchgespielt, mehr
äußerlich virtuos. Als positiv muss man die vielen Verzierungen und Eingänge in
der Klavierstimme verbuchen.
Zum Schluss noch ein technischer Hinweis: Die Seitenränder
haben sich bei der Umwandlung meiner ursprünglichen docx-Datei
in htm verändert, ohne dass ich Einfluss darauf nehmen
kann.
eingestellt am 24.11.2018