Das Klassik-Prisma |
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Bernd Stremmel |
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Wolfgang
Amadeus Mozart
Sinfonie D-Dur KV 385
„Haffner–Sinfonie“
Allegro con spirito – (Andante) – Menuetto e Trio – Finale, Presto
Neubearbeitung und Ergänzung 2025
Mozarts Sinfonie D-Dur war ein weiterer Auftrag des
Salzburgischen Kaufmanns Siegmund Haffner d. J. und entstand in trubeligen
Tagen im Jahre 1782, zur Zeit der Uraufführung der Oper „Die Entführung aus dem
Serail“ in Wien. Außerdem stand Mozarts Vermählung mit Constanze Weber kurz
bevor. Nach der drei Jahre zuvor entstandenen großen und erfolgreichen Serenade
für Haffner, der sogenannten „Haffner-Serenade“ D-Dur KV 320, bestellte dieser
eine weitere bei Mozart. Anlass waren die Feierlichkeiten bei Erhebung des
jüngeren Haffner in den Adelsstand. Aufgrund des enormen Zeitdrucks übersande
Mozart die fertigen Sätze nach und nach seinem Vater Leopold nach Salzburg, der
sie an die Kapelle weiterreichte. Insgesamt bestand die neue Serenade aus sechs
Sätzen, einem Marsch zu Beginn sowie einem weiteren Menuett. Als Zuhörer ist
man überwältigt von der schöpferischen Intensität dieser in kurzer Zeit
entstandenen Musik. Im folgenden Jahr erhielt der Komponist seine zweite
Haffner-Serenade aus Salzburg zurück. Für seine Wiener Akademie am 23. März
1783 eliminierte er Marsch und zweites Menuett, ergänzte jedoch die Ecksätze um
je 2 Flöten und Klarinetten, damit war die „Haffner-Sinfonie“, wie wir sie
kennen, geboren.
Hinweise zu den Sätzen:
1.
Hier komponierte Mozart formal so frei wie später nicht mehr in Sätzen, die
dem, heute sagen wir „klassischen“ Stil, verhaftet sind. Der Satz besitzt auch
viel mehr Schwung und viel mehr Duft – Serenade – wie die nachfolgenden. Auch
die Themenfindung ist abwechslungsreicher.
Im 2.Satz sollte die Musik schweben!
Bei der Interpretation des 3. Satzes ist darauf zu achten, das Menuett und Trio
nicht im selben Gestus gespielt werden, sie sollten sich voneinander abheben.
Im presto-Finale sollten die Pauken bei ihren Wirbeln nicht dominieren,
jedoch mit genügender Präsenz hervortreten.
Nicht
nur auf Grund verschiedener Tempi, sondern auch wegen der Beachtung oder
Nichtbeachtung von Wiederholungszeichen dauern die Aufnahmen unterschiedlich
lang. Mozart schreibt im ersten Satz eine und im zweiten Satz je zwei
Wiederholungen vor, ebenso im Menuett wie im Trio. Im letzten Satz ist keine
Wiederholung vorgesehen.
Die
Wiederholung im ersten Satz (Exposition) wird sehr selten ausgeführt, nur von
Szell-Cleveland, Fricsay, Saraste und Belohlavek.
Besser
sieht es im zweiten Satz aus: beide Wiederholungen bringen Monteux, Jochum,
Kubelik, Marriner, Blomstedt, Brown, Dohnanyi, Abbado, Harnoncourt, Hogwood,
Norrington, Gardiner, Levine, Muti, Brüggen, Levine, Mackerras und Belohlavek.
Nur
die erste Wiederholung beachten Toscanini, Lehmann, Jochum, Fricsay, Bernstein,
Maag, Davis, Krivine, Tate, Saraste, Glover, das Collegium Aureum,
Müller-Brühl, Wolff, Pinnock, das Concerto Köln, Cambreling, Adam Fischer und
Jaap ter Linden. Die Wiederholungen im 3. Satz werden von allen beachtet.
5 |
George Szell |
Cleveland
Orchestra |
Epic CBS Sony |
1961 |
19‘14 |
|
quicklebendiges Musizieren, deutliche Bässe,
leicht dumpfer Klang, jedoch transparent, Rit. am Ende von II |
||||
5 |
Nikolaus Harnoncourt |
Concertgebouw Orchester Amsterdam |
RCO |
1979 |
22‘26 |
|
live,
▼ |
||||
5 |
Nikolaus
Harnoncourt |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
Teldec |
1980 |
22‘25 |
|
▼ |
||||
5 |
Fritz
Lehmann |
Berliner
Philharmoniker |
Philips |
1951 |
19‘58 |
|
I sorgfältig erarbeitet, laute Tutti-Abschnitte
maestoso, II inspiriert, III Menuett markant akzentuiert, Trio fließend, IV
sehr lebendig – Klangbild etwas rau, trotz des Alters der Aufnahme
hinreichende Transparenz |
||||
5 |
Carl
Schuricht |
Wiener
Philharmoniker |
Decca EMI |
1956 |
17‘51 |
|
II
Lehrstunde in puncto organischen Musizierens – Pauken zu leise |
||||
5 |
Carl
Schuricht |
Sinfonie-Orchester
des SdR |
hännsler |
1956 |
16‘49 |
|
live
– ähnlich wie zuvor, noch etwas lebendiger |
||||
5 |
Neville
Marriner |
Academy
of St. Martin-in-the-Fields |
Philips |
1970 |
21‘45 |
|
I lebendiges Musizieren, duftiger Klang, sehr gute
Balance und Transparenz, II bewegt, überzeugende Spannungsbögen, III Menuett
und Trio gut gegenübergestellt |
||||
5 |
Christoph
von Dohnanyi |
Cleveland
Orchestra |
Decca |
1992 |
20‘57 |
|
I trotz großbesetztem Orchester noch prickelndes Musizieren,
die unterschiedlichen Aggregatzustände der Musik gut getroffen, II großbogige
Gestaltung, III die p-Abschnitte, besonders im Trio, könnten noch
etwas leiser sein |
||||
5 |
Colin
Davis |
Staatskapelle
Dresden |
Eterna Philips |
1988 |
19‘29 |
|
aufmerksame Darstellung, bei lauten
Tutti-Abschnitten etwas Hall, großbesetztes Orchester, II nuanciertes Spiel,
sich Zeit lassend |
||||
5 |
Ferenc
Fricsay |
RIAS
Symphonie-Orchester Berlin |
DGG |
1952 |
20‘43 |
|
I geradliniges Musizieren, Tutti-Passagen etwas
stumpf, man wünschte sich noch etwas an Charme, II sensibler Umgang mit dem
Notentext, IV Presto, ausgelassen, Pk. jedoch etwas zu leise |
||||
|
|||||
4-5 |
Otto
Klemperer |
Philharmonia
Orchestra London |
EMI |
1960 |
18‘07 |
|
I alles klar und deutlich, könnte etwas schneller
sein, auch IV, IV große Bögen, viel Spannung |
||||
4-5 |
Otto
Klemperer |
Los
Angeles Philharmonic Orchestra |
Symposion |
1938 |
15‘48 |
|
live – sehr starke Plattengeräusche, entfernter
Klang, nur für eingefleischte Klempererfans |
||||
4-5 |
Josef
Krips |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
Philips |
1971 |
18‘00 |
|
I sauberes Musizieren, weniger locker, Klang
leider (zu) philharmonisch, II mit großer Ruhe, III bewegt, IV Musik könnte
noch etwas spritziger sein |
||||
4-5 |
Paul Paray |
Detroit Symphony Orchestra |
Mercury forgotten records |
1956 |
17‘40 |
|
I rhythmisch profilierte Darstellung,
schwungvoll, jedoch Streicher-betont, II sehr ruhig, artikulatorische
Feinarbeit, III mit viel Klangsinn, Menuett und Trio gut gegenübergestellt,
IV spontan wirkende Musizierfreude |
||||
4-5 |
Eduard
van Beinum |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
Decca |
1950 |
17‘04 |
|
I entschiedener Zugriff, von musikalischer Energie
sprühend, II nuanciertes Spiel, III Menuett und Trio im selben Tempo, IV sehr
bewegt – in exponierten Lagen spitzer Klang der Violinen |
||||
Hugh Wolff |
Radio-Sinfonie-Orchester
Frankfurt |
HR-Aufnahme, unveröffentlicht |
2001 |
17‘58 |
|
|
I sehr lebendige Darstellung,
ansteckende Spielfreude, strahlt Optimismus aus, gute Balance und
Transparenz, II Atmosphäre-reiches Musizieren, immer in Bewegung, III Menuett
und Trio könnten sich mehr voneinander abheben, IV wie Satz I |
||||
4-5 |
Claudio Abbado |
Berliner
Philharmoniker |
Sony |
1991 |
21‘04 |
|
großbesetztes Orchester, breiter Klang, II bewegt,
klarer musikalischer Ablauf, III flottes Menuett, Trio etwas langsamer, IV
vehementer Zugriff, inspiriertes Musizieren |
||||
4-5 |
Herbert Blomstedt |
Israel
Philharmonic Orchestra |
Helikon |
2005 |
22‘42 |
|
live, I
spontan wirkende Musizierfreude, leicht kompakter Klang, vor allem in
Tutti-Passagen, II mit langem Atem, III wie aus einem Guss musiziert |
||||
4-5 |
Thomas
Beecham |
London
Philharmonic Orchestra |
EMI u.a. |
1938/39 |
17‘42 |
|
I deutliches Musizieren, kompakter Klang, II
locker, III gravitätisch, etwas gezogen, Trio etwas langsamer, IV Pk. zu
zurückhaltend – rauer Klang in den Sätzen III und IV |
||||
4-5 |
Bruno Walter |
Columbia
Symphony Orchestra |
CBS Sony |
1959 |
19‘13 |
|
I Detail-bewusstes Musizieren, wärmeres Klangbild
als früher, Im Tutti, etwas Hall, etwas langsamer, Dynamik überzeugender, II
T. 24 und T. 30 weniger übertrieben als früher, altväterlich gespielt, mild
und weiße, Walter geht auch mehr ins Detail, III klanglich etwas dick,
voluminös, warum nicht etwas spritziger, IV Pk. zu leise |
||||
4-5 |
Karl Böhm |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1959 |
17‘43 |
|
I kraftvoll nach vorn, philharmonische
Darstellung, wenig con spirito, II ausgeglichen, aufgefächerter Klang,
III maestoso, gestalterischer Ernst, IV klare Artikulation, etwas kaltes
Feuer |
||||
4-5 |
Arturo Toscanini |
NBC
Symphony Orchestra |
RCA |
1946 |
17‘41 |
|
▼ |
||||
4-5 |
Arturo Toscanini |
BBC Symphony
Orchestra |
BBCL |
1935 |
19‘26 |
|
live, ▼ |
||||
4-5 |
Eugen
Jochum |
Bamberger
Symphoniker |
BMG |
1984 |
20‘51 |
|
I Musik scharf umrissen, leider etwas zu langsam,
II Tempo gerade noch akzeptabel, gute Balance, III liebevoll moduliert |
||||
4-5 |
Eugen Jochum |
Concertgebouw
Orchester Amsterdam |
Philips Decca |
1960 |
19‘51 |
|
I
gewichtiges Musizieren, Jochum lässt Rokoko zurück, gute Transparenz, II
sorgfältiges Musizieren, könnte etwas lockerer sein, III Menuett und Trio
ohne gegensätzlichen Gestus, IV sehr lebendig |
||||
4-5 |
Iona
Brown |
Academy
of St. Martin-in-the-Fields |
hänssler |
1997 |
21‘15 |
|
I
schwungvoll, gute Balance und Transparenz, II dem Bass müsste noch mehr
Aufmerksamkeit geschenkt werden, IV schneidende Akkorde |
||||
4-5 |
Jane
Glover |
London
Mozart Players |
ASV |
P 1988 |
20‘00 |
|
I festlich, elastisches Musizieren, Themen heben
sich gut voneinander ab, sehr gute Balance und Transparenz, II Sensibilität
für die gegensätzlichen Themen, III wie Satz 1, IV theatralisch, brillant –
leise dumpfe Geräusche im Bassbereich |
||||
4-5 |
Otmar
Suitner |
Staatskapelle Dresden |
Eterna
Berlin Classics |
1968 |
16‘44 |
|
in den Ecksätzen sehr lebendige Darstellung,
Mitwirkende aufmerksam bei der Sache, IV gelöstes Musizieren, gute Balance
und Transparenz |
||||
4-5 |
Hans Schmidt-Isserstedt |
NDR
Sinfonie-Orchester Hamburg |
Rundfunkmitschnitt |
1962 |
17‘34 |
|
I
entschiedener Zugriff, ausdrucksstark, II bewegte Darstellung, III die unterschiedlichen
Aggregatzustände gut getroffen, IV trotz schnellen Tempos gelassen |
||||
4-5 |
Sergiu Celibidache |
SWR Sinfonie-Orchester Stuttgart |
DGG |
1976 |
16‘15 |
|
live, I lebendiges und klares Musizieren, II
schlicht, aber eindrucksvoll, III lockeres Menuett, Trio im selben Tempo,
sehr bewegt, Pk. zu sehr zurückgesetzt |
||||
4-5 |
Fritz
Reiner |
Pittsburgh
Symphony Orchestra |
Columbia Sony |
1946 |
16‘06 |
|
I direktes Musizieren im philharmonischen Stil, aber
locker, sehr bewegt, helles Klangbild, II etwas schneller als üblich, aber
deutlich, IV Musik durchgepeitscht, wie ein Feuerwerk |
||||
4-5 |
George Szell |
Orchestre
National d’ ORTF |
CBS Sony |
1959 |
17‘34 |
|
live, in der Anlage wie Studio-Aufnahme (▲), Orchester besitzt nicht die Qualitäten der Cleveländer, kompakter
Klang, II langsamer als im Studio, auch weniger locker, Rit. am
Satzende |
||||
4-5 |
Rafael Kubelik |
Wiener
Philharmoniker |
EMI |
1961 |
19‘46 |
|
I gute
Balance und Transparenz, direktes Musizieren im philharmonischen Stil, II
lebendig, fließendes Musizieren, III inspirierter Vortrag, IV Pk. könnte
etwas mehr hervortreten |
||||
Günter Wand |
Gürzenich Orchester
Köln |
Testament |
1961 |
17‘05 |
|
|
I lebendiges Musizieren, gute Transparenz, Blick auf Details, II con
moto, organisches Musizieren, III Dynamik im p-Bereich nicht
ausgereizt, IV gelöst, könnte noch lockerer sein, auch ein wenig mehr
Spannung wäre vorteilhaft |
||||
4-5 |
Jiri
Belohlavek |
The
Prag Philharmonia |
HMF |
2005 |
23‘54 |
|
I mit spürbarer Hingabe, II sich Zeit lassend,
leider zu großer Bogendruck, Anfang der Durchführung geheimnislos, III
erfrischend, p zu laut, IV sehr bewegt, nuanciertes Spiel – gute
Balance und Transparenz |
||||
|
4 |
Peter
Maag |
Orchestra
di Padova e del Veneto |
Arts |
1996 |
20‘36 |
|
|
I Orchester wünschte man sich in Tutti-Partien
etwas lockerer, II sich Zeit lassend, III aufmerksames Musizieren, Trio am
Ende langsamer, IV Tutti-Akkorde zu fest |
|||||
4 |
Bruno
Walter |
New
York Philharmonic Orchestra |
CBS Sony |
1953 |
17‘27 |
|
|
I gewichtiges Musizieren, In Tutti-Abschnitten
auch pompös, dabei jedoch kompakt, II T. 24 und T. 30 1. Vl. zu theatralisch
(alter Stil), am Ende der Exposition und Durchführung starkes Rit., T.
42 ff. Bässe zu leise, III gewichtiges Musizieren, IV p-Bereich
unterbelichtet, dagegen f = ff |
|||||
4 |
Thomas
Beecham |
Royal
Philharmonic Orchestra |
Columbia Sony |
1954 |
17‘41 |
|
|
Beecham weiß, wie man die Musik spielen muss,
leider spielt das Orchester nicht immer auf der gewünschten Höhe, laute
Tutti-Stellen etwas fest, II stumpfer Klang, verhangen, III gravitätisch,
Trio etwas geschleppt, geringe Spannung, IV Pk. T. 17 ff. und später zu
leise, Blech oft zurück |
|||||
4 |
Jukka-Pekka
Saraste |
Scottish
Chamber Orchestra |
Virgin |
1987 |
22‘42 |
|
|
helles
Klangbild, gute Balance und Transparenz, II ausgewogen, Bässe etwas leise,
Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV Pk. ohne Attacke |
|||||
4 |
Arturo
Toscanini |
New
York Philharmonic Orchestra |
Victor Naxos
|
1929 |
19‘50 |
|
|
▼ |
|||||
4 |
Leonard
Bernstein |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1984 |
19‘41 |
|
|
live, I nicht immer locker, Spannung hängt hier
und da etwas durch, IV Pk-Einsätze entsprechen nicht immer der Partitur –
insgesamt etwas routiniert |
|||||
4 |
Ernest
Bour |
Sinfonie-Orchester
des SWF |
Cascade |
1970 |
17‘43 |
|
|
I ausgewogenes Musizieren, II sich Zeit lassend,
Musik schön gesungen, III Trio mit viel Klangsinn, IV elastisches Musizieren,
T. 63-65 sowie T. 207-209 Streicher kleben etwas an den Noten |
|||||
4 |
Karl
Böhm |
Wiener
Philharmoniker |
DGG |
1980 |
18‘54 |
|
|
I sorgfältig, jedoch wenig con spirito,
Musik in Verlaufsform, II Klang weicher als bei BPh, etwas schwerfällig,
jedoch nuanciert, III im Tutti ein wenig Hall, Klang könnte etwas
aufgefächerter sein, Scherzo gravitätisch, IV Allegro, kein Presto |
|||||
4 |
Karl
Böhm |
London
Symphony Orchestra |
Andante |
1973 |
18‘10 |
|
|
live Salzburg, I Klang kaum perfekt eingefangen,
mächtig an Tutti-Stellen, rhythmisch nicht immer akzentuiert,
Spannungseinbruch, kaum con spirito, II romantisch, Klang zu breit,
III nicht mehr als solide, ausgewogen, routiniert |
|||||
4 |
Pierre
Monteux |
Sinfonie-Orchester
des NdR Hamburg |
Preludio |
1964 |
22‘02 |
|
|
live, I verhangenes und etwas stumpfes Klangbild,
Transparenz in allen Sätzen nicht wie gewünscht, II sehr ruhig, an den Enden
von Exposition und Durchführung Rit., III Trio langsamer, IV vital,
Bläser im Tutti etwas unterbelichtet, bester Satz! |
|||||
4 |
Riccardo
Muti |
Wiener
Philharmoniker |
Philips |
1997 |
21‘35 |
|
|
I spielfreudig, schlankes Musizieren, klares
Klangbild, gute Balance und Transparenz, II schön gespielt (philharmonische
Streicher), wünschte sich jedoch mehr Akzente, III etwas einfallslos, IV
straff, die beiden Themen könnten sich mehr voneinander abheben |
|||||
4 |
James Levine |
Wiener Philharmoniker |
DGG |
1987 |
22‘32 |
|
|
I philharmonischer Klang, jedoch aufgelichtet,
könnte etwas lockerer musiziert sein, Hall, II etwas betulich, große Rit.
vor Durchführung und am Satzschluss, III gebremstes Tempo, IV presto,
lockereres Musizieren |
|||||
4 |
Rafael
Kubelik |
Sinfonie-Orchester
des Bayerischen Rundfunks |
CBS Sony |
1980 |
21‘59 |
|
|
philharmonischer Mozart, I große Linie, jedoch
kaum Detail-freudig, II fließend, III kaum Kontrast zwischen Menuett und
Trio, IV wie abgespult, warum nicht differenzierter? |
|||||
4 |
Sylvain Cambreling |
SWF
Sinfonie-Orchester Baden-Baden |
Glor |
2006 |
18‘05 |
|
|
I sehr flüssig und rund musiziert, es läuft wie
geschmiert, II zu schnell, ohne Widerstände, glatt, ohne Ausdruck, IV
untadelig – insgesamt fehlt es an Nachdruck |
|||||
4 |
Karl
Münchinger |
Klassische
Philharmonie Stuttgart |
Intercord |
1980 |
17‘54 |
|
|
I zu gelassen, etwas stumpfes Klangbild, II Oberstimmen-betont,
Bässe zu zurückhaltend, kaum Tempogegensatz zum Kopfsatz, III gefällt besser,
IV lebendiger Vortrag |
|||||
4 |
Sergiu Celibidache |
Münchner Philharmoniker |
Rundfunk-Mitschnitt BR |
1991 |
18‘22 |
|
|
live, I im Vergleich zu SWR 76 weniger bewegt,
weniger locker, gute Balance und Transparenz, II zu gewichtig, III Menuett
und Trio ohne Gegensatz, IV Allegro, p-zu laut, als mf |
|||||
4 |
Harry Blech |
London
Mozart Players |
HMV forgotten records |
1954 |
16‘52 |
|
|
I sehr
bewegt, stürmisch, insgesamt etwas harter Klang, etwas robust, II Blech zeigt
jetzt Klangsinn, Bässe jedoch unterkühlt, III Menuett und Trio kaum
gegeneinander abgesetzt, Trio zu laut, IV in der Anlage wie Satz I |
|||||
4 |
Herbert von Karajan |
Philharmonia Orchestra London |
EMI |
1952-55 |
20‘51 |
|
|
▼ |
|||||
4 |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
DGG |
1976 |
16‘36 |
|
|
▼ |
|||||
4 |
John Barbirolli |
Hallé
Orchestra Manchester |
BBCL |
1967 |
17‘45 |
|
|
live
– I eher maestoso als con spirito, II zu gewichtig, III maestoso, IV presto!
Satz gefällt am besten |
|||||
4 |
Daniel
Barenboim |
English
Chamber Orchestra |
EMI |
1966/67 |
18‘10 |
|
|
I festlicher Vortrag, II langsam, kräftiges Rit.
am Ende der Exposition und am Satzende, romantische Art, III Menuett pomposo,
anmutig gespieltes Trio, IV Presto, Tempo geht T. 59 ff. und T. 178/79 leider
auf Kosten der Artikulation |
|||||
|
3-4 |
Charles
Mackerras |
Prager
Kammerorchester |
Telarc |
1988 |
19‘47 |
|
I klanglich aufgeplustert, Artikulation T. 77-79
bei Vl. etwas verwaschen, II T. 13 Vl. geschludert, bei der Whlg. o. k.,
großzügige Dynamik, bewegtes Musizieren, nicht immer mit der gewünschten
Sorgfalt, III gehetzt, IV Presto, Satz gefällt am besten |
3-4 |
Joseph Keilberth |
Bamberger
Symphoniker |
Telefunken Warner |
1963 |
16‘46 |
|
I anfangs rhythmisch
nicht top, Th. in der Reprise T. 141 ff. zu robust, II kaum p, Dynamik
insgesamt etwas großzügig gehandhabt, III routiniert, IV kaum
artikulatorische Feinarbeit, PK. unterbelichtet |
||||
3-4 |
Emmanuel
Krivine |
Sinfonia
Varsovia |
Denon |
1990 |
17‘55 |
|
I
klingt stellenweise recht mechanisch, etwas stumpf, II wie nur durchgespielt,
III gediegen, IV Presto! – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
||||
3-4 |
Hermann
Abendroth |
Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Berlin |
Eterna Berlin Classics |
1955 |
17‘02 |
|
I Anlage überzeugend, jedoch spieltechnische
Mängel, etwas stumpfer Klang, Balance nicht immer top, III Menuett und Trio
in derselben Manier gespielt, IV Bläser gehen in lauten Tutti-Abschnitten
total unter – insgesamt philharmonischer Stil |
||||
3-4 |
Jeffrey Tate |
English Chamber Orchestra |
EMI |
1984 |
21‘01 |
|
I Musik auf bekannten Wegen, II macht einen etwas schwerfälligen
Eindruck, III hier wäre ein wenig mehr an Klangsinn angebracht, IV mit Verve,
jedoch nicht sonderlich differenziert |
||||
3-4 |
Erich
Leinsdorf |
Royal
Philharmonic Orchestra |
Westminster MCA
DGG |
1955 |
16‘15 |
|
Leinsdorf lässt sich nicht auf das Potential des
Werkes ein, Holz von Aufnahmetechnik vernachlässigt, II routiniert, IV etwas
handfest, Pk. kaum präsent – Mozart wie von der Stange |
||||
3-4 |
Igor
Markevitch |
Orchestre
Lamoureux Paris |
DGG |
1957 |
16‘53 |
|
I viel Blech-Lärm in Tutti-Passagen, herabgesetzte
Transparenz, französische Holzbläser, II voluminöser Klang, III Dynamik etwas
grob, f-Stellen werden ff gespielt, IV Presto, hier und da
kleine Flüchtigkeiten |
||||
3-4 |
Herbert von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
EMI |
1970 |
17‘10 |
|
▼ |
||||
3-4 |
Herbert von Karajan |
RAI-Orchester Turin |
DGG |
1942 |
16‘27 |
|
▼ |
||||
3-4 |
Kurt
Sanderling |
Leningrader
Philharmonie |
HDN |
1953 |
18‘26 |
|
insgesamt
lebendiges Musizieren, helles Klangbild, I T. 59-65 übersteuert, auch später
Defizite in der Aufnahmetechnik, III pesante, wie gestanzt |
||||
3-4 |
Arturo Toscanini |
NBC
Symphony Orchestra |
Rundfunk-Mitschnitt Naxos |
1943 |
16‘35 |
|
▼ |
Interpretationen nach historisch-informierter
Aufführungspraxis, teilweise mit Originalinstrumenten
5 |
Nikolaus Harnoncourt |
Concentus musicus |
Sony |
2012 |
21‘58 |
|
▼ |
||||
|
|||||
4-5 |
Claudio Abbado |
Orchestra
Mozart |
DGA |
2006 |
20‘39 |
|
im Tempo etwa wie Aufnahme mit den BPh 1991; I
Klang mehr aufgefächert, mehr Details, jedoch weniger saftig, II etwas
unruhiger, filigranes Musizieren, III Verzierung bei der Wiederholung des
zweiten Menuett-Abschnitts, sanftes rit. vor den Tutti-Akkorden T. 3
und 4, Trio etwas langsamer, IV Presto con spirito |
4-5 |
Christopher
Hogwood |
Academy
of Ancient Music |
Decca |
1979 |
21‘30 |
|
I sehr heller Klang, festlich, II großbogiges Musizieren,
locker, III Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV souverän bewältigt |
||||
4-5 |
Trevor
Pinnock |
The
English Concert |
DGA |
1993 |
19‘43 |
|
I geschmeidiges Musizieren, festlich, gute Balance
und Transparenz, II etwas langsam, jedoch ausdrucksstark, III gestalterischer
Ernst, IV souverän bewältigt |
|
4 |
Roger Norrington |
SWR
Sinfonie-Orchester Stuttgart |
hänssler |
2006 |
18‘59 |
|
live, I festlich,
auftrumpfend, Norrington achtet auf Dynamik, sehr gute Balance und
Transparenz, II viel zu schnell, Musik überfahren, III jetzt ausgewogen, IV
überschäumende Musizierlaune, wie entfesselt |
||||
4 |
Frans
Brüggen |
Orchester
des 18. Jahrhunderts |
Philips |
1985 |
22‘03 |
|
I Allegro ohne spirito, statuarisch, auch
etwas aufgeplustert, II sich Zeit lassend, nuancenreich, III farbiges Spiel,
Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV T. 63-65 nicht präzise |
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4 |
Franzjosef
Maier |
Collegium
Aureum |
DHM |
1980 |
18‘48 |
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I orchestrale Vehemenz, klangliche Wucht, markant
akzentuiert, II interpretatorischer Gleichlauf, wie von anderswoher bekannt –
Klang wie bei großbesetzten Orchestern, wenig HIP spürbar |
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4 |
Adam Fischer |
Danish
National Chamber Orchestra |
Dacapo |
2012 |
18‘01 |
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I scharf geschnittenes
1. Th., Stimmführung nicht immer deutlich, helles transparentes Klangbild,
manchmal etwas scharf, II 2. Vl. zu Beginn zu leise, T. 31-36 langsamer, III
elastisches Menuett, Trio mit wenig Klangsinn, IV extreme Dynamik in den
ersten Takten: p=pp, f=ff, etwas oberflächliche Brillanz |
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4 |
John
Eliot Gardiner |
English
Baroque Soloists |
Philips |
1988 |
22‘47 |
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I moderates Musizieren, Nebenstimmen freigelegt,
II Musik spielt wie von selbst, kaum Gegensätze zwischen Menuett und Trio, IV
locker, kaum eigene Handschrift |
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4 |
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Concerto Köln |
Capriccio |
2002 |
16‘38 |
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I schmetterndes Blech, Musik wie exekutiert, im p-Bereich
gut differenziert, II nicht immer festes Tempo, III Musik wie im Sturm, IV
wie I |
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4 |
Helmut
Müller-Brühl |
Kölner Kammerorchester |
Naxos |
2000 |
18‘28 |
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I dichtes Klangbild, präsente Pk., gediegen, II
bewegt, Musik gespielt, aber nicht entdeckt, - Musik in Verlaufsform,
hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
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3-4 |
Jaap ter Linden |
Mozart Akademie Amsterdam |
Brilliant |
2002 |
19‘23 |
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I kleine Orchesterbesetzung, deutlich musiziert,
jedoch nicht wie Concerto Köln, Klangbild stellenweise gekünstelt, con
spirito? II in Relation zu Satz 1 zu schnell, III/IV etwas einfallslos,
Beziehung zu KV 385? Sätze III und IV nur ein Trak! |
Hinweise
zu Interpreten und Interpretationen
Arturo Toscanini
Mozarts
Haffner-Sinfonie scheint eine der Favorit-Sinfonien von Toscanini gewesen zu
sein, wenn man die Zahl der Einspielungen und Mitschnitte als Richtschnur
nimmt. Mein Archiv führt vier Titel, außerdem eine LP mit einem
Probenmitschnitt von knapp einer Stunde, den das schweizerische Label Relief vor Jahren auf den Markt gebracht
hat. Von den Aufnahmen auf Tonträgern gefällt mir die Studio-Aufnahme aus 1946
am besten, da sie Mozarts Partitur am besten gerecht wird und auf
Eigenmächtigkeiten verzichtet. Klanglich kann sie noch mithalten, die lauten
Tutti-Abschnitte fallen jedoch kompakt aus, das war zu erwarten. Ausgeglichen
klingt auch der BBC-Mitschnitt aus dem Jahr 1935, Toscanini lässt die Musik
nicht einfach laufen, sondern hält das Orchester fest in den Händen. Die Bässe
im 2. Satz T. 42 ff. sind jedoch kaum zu hören, das kann aber auch an den
BBC-Technikern liegen. Im 3. Satz lässt der Maestro das Trio etwas langsamer
spielen, was dann schon in die Nähe einer gefühligen Vortragsweise gerät. Die
beiden anderen Aufnahmen, 1929 von Victor sowie der Konzertmitschnitt von 1943
fallen dagegen zurück. Zu bemängeln ist im 2. Satz das starke Abbremsen des
Tempos am Ende der Exposition sowie am Satzschluss, das geht stark in Richtung
Romantik (besonders 1929, dort auch unterschiedlicher Klang von S. 1 und 2 zu
S. 3 und 4). Am besten kommt in beiden Aufnahmen das Schluss-Presto weg, das
mit Hingabe musiziert wird.
Herbert von Karajan
Immer
wieder in seiner langen Karriere hat sich der österreichische Maestro Mozarts
„Haffner-Sinfonie“ zugewandt. Die erste Aufnahme entstand während des 2.
Weltkrieges im italienischen Turin für die DGG, die letzte 1976 in Berlin mit
seinen Philharmonikern. Dazwischen liegen Aufnahmen mit dem Philharmonia
Orchestra, in mehreren Anläufen, sowie eine weitere Berliner Produktion 1970
für EMI. Es muss leider gesagt werden, dass Karajan in keiner dieser Aufnahmen
Mozarts Geist nahegekommen ist. Sein Ego schiebt sich immer wieder vor die
Partitur. Die jeweiligen Kopfsätze klingen meistens pompös und aufgeblasen,
rhythmisch nicht immer tadellos abgeliefert, darunter leidet auch das Tempo.
Ähnlich sieht es im Finale aus: im rasenden Tempo werden die Akkorde hingeknallt.
Als Hörer wartet man bereits auf das sanftere 2. Thema. Transparenz und Balance
sind nicht immer im Lot. Am erfreulichsten sind die langsamen Sätze zu nennen,
auch wenn das Klangbild oft von den ersten Geigen beherrscht wird. Jedenfalls
darf die Musik atmen. Der Gegensatz zwischen Menuett und Trio wird selten
herausgearbeitet. Fazit: Hier liegen Aufnahmen vor, auf die man getrost
verzichten kann.
Nikolaus Harnoncourt
Drei
Aufnahmen Harnoncourts liegen klanglich und interpretatorisch nicht weit
auseinander: als Hörer begegnet man immer wieder auftrumpfendem Blech, mit
theatralischem Einschlag, in dem eigentlich kleinbesetztem Wiener Concentus
noch mehr als in den ca. dreißig Jahre älteren Concertgebouw-Aufnahmen. Dagegen
lässt Harnoncourt den langsamen Satz schön aussingen, in großen Bögen. In der
Wiener Aufnahme könnte er sich hier jedoch etwas mehr Zeit nehmen. Nirgends
sonst zu hören sind die merkwürdigen Zäsuren zwischen Menuett und Trio. Mir
sagt der Konzertschnitt aus dem Amsterdamer Concertgebouw von 1979 auf Grund
seiner Spontanität am meisten zu.
eingestellt
am 25.02.06
Neubearbeitung
und Ergänzung am 12.04.25