Das Klassik-Prisma

 

Bernd Stremmel

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Wolfgang Amadeus Mozart

 

Sinfonie D-Dur KV 385

 

„Haffner–Sinfonie“

 

Allegro con spirito – (Andante) – Menuetto e Trio – Finale, Presto

 

Neubearbeitung und Ergänzung 2025

 

 

Mozarts Sinfonie D-Dur war ein weiterer Auftrag des Salzburgischen Kaufmanns Siegmund Haffner d. J. und entstand in trubeligen Tagen im Jahre 1782, zur Zeit der Uraufführung der Oper „Die Entführung aus dem Serail“ in Wien. Außerdem stand Mozarts Vermählung mit Constanze Weber kurz bevor. Nach der drei Jahre zuvor entstandenen großen und erfolgreichen Serenade für Haffner, der sogenannten „Haffner-Serenade“ D-Dur KV 320, bestellte dieser eine weitere bei Mozart. Anlass waren die Feierlichkeiten bei Erhebung des jüngeren Haffner in den Adelsstand. Aufgrund des enormen Zeitdrucks übersande Mozart die fertigen Sätze nach und nach seinem Vater Leopold nach Salzburg, der sie an die Kapelle weiterreichte. Insgesamt bestand die neue Serenade aus sechs Sätzen, einem Marsch zu Beginn sowie einem weiteren Menuett. Als Zuhörer ist man überwältigt von der schöpferischen Intensität dieser in kurzer Zeit entstandenen Musik. Im folgenden Jahr erhielt der Komponist seine zweite Haffner-Serenade aus Salzburg zurück. Für seine Wiener Akademie am 23. März 1783 eliminierte er Marsch und zweites Menuett, ergänzte jedoch die Ecksätze um je 2 Flöten und Klarinetten, damit war die „Haffner-Sinfonie“, wie wir sie kennen, geboren.

 

Hinweise zu den Sätzen:

 

1. Hier komponierte Mozart formal so frei wie später nicht mehr in Sätzen, die dem, heute sagen wir „klassischen“ Stil, verhaftet sind. Der Satz besitzt auch viel mehr Schwung und viel mehr Duft – Serenade – wie die nachfolgenden. Auch die Themenfindung ist abwechslungsreicher.

 

Im 2.Satz sollte die Musik schweben! Bei der Interpretation des 3. Satzes ist darauf zu achten, das Menuett und Trio nicht im selben Gestus gespielt werden, sie sollten sich voneinander abheben. Im presto-Finale sollten die Pauken bei ihren Wirbeln nicht dominieren, jedoch mit genügender Präsenz hervortreten.

 

 

Nicht nur auf Grund verschiedener Tempi, sondern auch wegen der Beachtung oder Nichtbeachtung von Wiederholungszeichen dauern die Aufnahmen unterschiedlich lang. Mozart schreibt im ersten Satz eine und im zweiten Satz je zwei Wiederholungen vor, ebenso im Menuett wie im Trio. Im letzten Satz ist keine Wiederholung vorgesehen.

Die Wiederholung im ersten Satz (Exposition) wird sehr selten ausgeführt, nur von Szell-Cleveland, Fricsay, Saraste und Belohlavek.

 

Besser sieht es im zweiten Satz aus: beide Wiederholungen bringen Monteux, Jochum, Kubelik, Marriner, Blomstedt, Brown, Dohnanyi, Abbado, Harnoncourt, Hogwood, Norrington, Gardiner, Levine, Muti, Brüggen, Levine, Mackerras und Belohlavek.

 

Nur die erste Wiederholung beachten Toscanini, Lehmann, Jochum, Fricsay, Bernstein, Maag, Davis, Krivine, Tate, Saraste, Glover, das Collegium Aureum, Müller-Brühl, Wolff, Pinnock, das Concerto Köln, Cambreling, Adam Fischer und Jaap ter Linden. Die Wiederholungen im 3. Satz werden von allen beachtet.

 

5

George Szell

Cleveland Orchestra

Epic           CBS          Sony

1961

19‘14

 

quicklebendiges Musizieren, deutliche Bässe, leicht dumpfer Klang, jedoch transparent, Rit. am Ende von II

 

5

Nikolaus Harnoncourt

Concertgebouw Orchester Amsterdam

RCO

1979

22‘26

 

live,

5

Nikolaus Harnoncourt

Concertgebouw Orchester Amsterdam

Teldec

1980

22‘25

 

5

Fritz Lehmann

Berliner Philharmoniker

Philips

1951

19‘58

 

I sorgfältig erarbeitet, laute Tutti-Abschnitte maestoso, II inspiriert, III Menuett markant akzentuiert, Trio fließend, IV sehr lebendig – Klangbild etwas rau, trotz des Alters der Aufnahme hinreichende Transparenz

 

5

Carl Schuricht

Wiener Philharmoniker

Decca         EMI

1956

17‘51

 

II Lehrstunde in puncto organischen Musizierens – Pauken zu leise

 

5

Carl Schuricht

Sinfonie-Orchester des SdR

hännsler

1956

16‘49

 

live – ähnlich wie zuvor, noch etwas lebendiger

 

5

Neville Marriner

Academy of St. Martin-in-the-Fields

Philips

1970

21‘45

 

I lebendiges Musizieren, duftiger Klang, sehr gute Balance und Transparenz, II bewegt, überzeugende Spannungsbögen, III Menuett und Trio gut gegenübergestellt

 

5

Christoph von Dohnanyi

Cleveland Orchestra

Decca

1992

20‘57

 

I trotz großbesetztem Orchester noch prickelndes Musizieren, die unterschiedlichen Aggregatzustände der Musik gut getroffen, II großbogige Gestaltung, III die p-Abschnitte, besonders im Trio, könnten noch etwas leiser sein

 

5

Colin Davis

Staatskapelle Dresden

Eterna    Philips

1988

19‘29

 

aufmerksame Darstellung, bei lauten Tutti-Abschnitten etwas Hall, großbesetztes Orchester, II nuanciertes Spiel, sich Zeit lassend

 

5

Ferenc Fricsay

RIAS Symphonie-Orchester Berlin

DGG

1952

20‘43

 

I geradliniges Musizieren, Tutti-Passagen etwas stumpf, man wünschte sich noch etwas an Charme, II sensibler Umgang mit dem Notentext, IV Presto, ausgelassen, Pk. jedoch etwas zu leise

 

 

 

4-5

Otto Klemperer

Philharmonia Orchestra London

EMI

1960

18‘07

 

I alles klar und deutlich, könnte etwas schneller sein, auch IV, IV große Bögen, viel Spannung

 

4-5

Otto Klemperer

Los Angeles Philharmonic Orchestra

Symposion

1938

15‘48

 

live – sehr starke Plattengeräusche, entfernter Klang, nur für eingefleischte Klempererfans

 

4-5

Josef Krips

Concertgebouw Orchester Amsterdam

Philips

1971

18‘00

 

I sauberes Musizieren, weniger locker, Klang leider (zu) philharmonisch, II mit großer Ruhe, III bewegt, IV Musik könnte noch etwas spritziger sein

 

4-5

Paul Paray

Detroit Symphony Orchestra

Mercury      forgotten records

1956

17‘40

 

I rhythmisch profilierte Darstellung, schwungvoll, jedoch Streicher-betont, II sehr ruhig, artikulatorische Feinarbeit, III mit viel Klangsinn, Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV spontan wirkende Musizierfreude

 

4-5

Eduard van Beinum

Concertgebouw Orchester Amsterdam

Decca

1950

17‘04

 

I entschiedener Zugriff, von musikalischer Energie sprühend, II nuanciertes Spiel, III Menuett und Trio im selben Tempo, IV sehr bewegt – in exponierten Lagen spitzer Klang der Violinen

 

4-5

Hugh Wolff

Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt

HR-Aufnahme, unveröffentlicht

2001

17‘58

 

I sehr lebendige Darstellung, ansteckende Spielfreude, strahlt Optimismus aus, gute Balance und Transparenz, II Atmosphäre-reiches Musizieren, immer in Bewegung, III Menuett und Trio könnten sich mehr voneinander abheben, IV wie Satz I

 

4-5

Claudio Abbado

Berliner Philharmoniker

Sony

1991

21‘04

 

großbesetztes Orchester, breiter Klang, II bewegt, klarer musikalischer Ablauf, III flottes Menuett, Trio etwas langsamer, IV vehementer Zugriff, inspiriertes Musizieren

 

4-5

Herbert Blomstedt

Israel Philharmonic Orchestra

Helikon

2005

22‘42

 

live, I spontan wirkende Musizierfreude, leicht kompakter Klang, vor allem in Tutti-Passagen, II mit langem Atem, III wie aus einem Guss musiziert

 

4-5

Thomas Beecham

London Philharmonic Orchestra

EMI   u.a.

1938/39

17‘42

 

I deutliches Musizieren, kompakter Klang, II locker, III gravitätisch, etwas gezogen, Trio etwas langsamer, IV Pk. zu zurückhaltend – rauer Klang in den Sätzen III und IV

 

4-5

Bruno Walter

Columbia Symphony Orchestra

CBS      Sony

1959

19‘13

 

I Detail-bewusstes Musizieren, wärmeres Klangbild als früher, Im Tutti, etwas Hall, etwas langsamer, Dynamik überzeugender, II T. 24 und T. 30 weniger übertrieben als früher, altväterlich gespielt, mild und weiße, Walter geht auch mehr ins Detail, III klanglich etwas dick, voluminös, warum nicht etwas spritziger, IV Pk. zu leise

 

4-5

Karl Böhm

Berliner Philharmoniker

DGG

1959

17‘43

 

I kraftvoll nach vorn, philharmonische Darstellung, wenig con spirito, II ausgeglichen, aufgefächerter Klang, III maestoso, gestalterischer Ernst, IV klare Artikulation, etwas kaltes Feuer

 

4-5

Arturo Toscanini

NBC Symphony Orchestra

RCA        

1946

17‘41

 

4-5

Arturo Toscanini

BBC Symphony Orchestra

BBCL

1935

19‘26

 

live,

4-5

Eugen Jochum

Bamberger Symphoniker

BMG

1984

20‘51

 

I Musik scharf umrissen, leider etwas zu langsam, II Tempo gerade noch akzeptabel, gute Balance, III liebevoll moduliert

 

4-5

Eugen Jochum

Concertgebouw Orchester Amsterdam

Philips     Decca

1960

19‘51

 

I gewichtiges Musizieren, Jochum lässt Rokoko zurück, gute Transparenz, II sorgfältiges Musizieren, könnte etwas lockerer sein, III Menuett und Trio ohne gegensätzlichen Gestus, IV sehr lebendig

 

4-5

Iona Brown

Academy of St. Martin-in-the-Fields

hänssler

1997

21‘15

 

I schwungvoll, gute Balance und Transparenz, II dem Bass müsste noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, IV schneidende Akkorde

 

4-5

Jane Glover

London Mozart Players

ASV

P 1988

20‘00

 

I festlich, elastisches Musizieren, Themen heben sich gut voneinander ab, sehr gute Balance und Transparenz, II Sensibilität für die gegensätzlichen Themen, III wie Satz 1, IV theatralisch, brillant – leise dumpfe Geräusche im Bassbereich

 

4-5

Otmar Suitner

Staatskapelle Dresden

Eterna    Berlin Classics

1968

16‘44

 

in den Ecksätzen sehr lebendige Darstellung, Mitwirkende aufmerksam bei der Sache, IV gelöstes Musizieren, gute Balance und Transparenz

 

4-5

Hans Schmidt-Isserstedt

NDR Sinfonie-Orchester Hamburg

Rundfunkmitschnitt

1962

17‘34

 

I entschiedener Zugriff, ausdrucksstark, II bewegte Darstellung, III die unterschiedlichen Aggregatzustände gut getroffen, IV trotz schnellen Tempos gelassen

 

4-5

Sergiu Celibidache

SWR Sinfonie-Orchester Stuttgart

DGG

1976

16‘15

 

live, I lebendiges und klares Musizieren, II schlicht, aber eindrucksvoll, III lockeres Menuett, Trio im selben Tempo, sehr bewegt, Pk. zu sehr zurückgesetzt

 

4-5

Fritz Reiner

Pittsburgh Symphony Orchestra

Columbia         Sony

1946

16‘06

 

I direktes Musizieren im philharmonischen Stil, aber locker, sehr bewegt, helles Klangbild, II etwas schneller als üblich, aber deutlich, IV Musik durchgepeitscht, wie ein Feuerwerk

 

4-5

George Szell

Orchestre National d’ ORTF

CBS           Sony

1959

17‘34

 

live, in der Anlage wie Studio-Aufnahme (▲), Orchester besitzt nicht die Qualitäten der Cleveländer, kompakter Klang, II langsamer als im Studio, auch weniger locker, Rit. am Satzende

 

4-5

Rafael Kubelik

Wiener Philharmoniker

EMI

1961

19‘46

 

I gute Balance und Transparenz, direktes Musizieren im philharmonischen Stil, II lebendig, fließendes Musizieren, III inspirierter Vortrag, IV Pk. könnte etwas mehr hervortreten

 

4-5

Günter Wand

Gürzenich Orchester Köln

Testament

1961

17‘05

 

I lebendiges Musizieren, gute Transparenz, Blick auf Details, II con moto, organisches Musizieren, III Dynamik im p-Bereich nicht ausgereizt, IV gelöst, könnte noch lockerer sein, auch ein wenig mehr Spannung wäre vorteilhaft

 

4-5

Jiri Belohlavek

The Prag Philharmonia

HMF

2005

23‘54

 

I mit spürbarer Hingabe, II sich Zeit lassend, leider zu großer Bogendruck, Anfang der Durchführung geheimnislos, III erfrischend, p zu laut, IV sehr bewegt, nuanciertes Spiel – gute Balance und Transparenz

 

 

 

4

Peter Maag

Orchestra di Padova e del Veneto

Arts

1996

20‘36

 

I Orchester wünschte man sich in Tutti-Partien etwas lockerer, II sich Zeit lassend, III aufmerksames Musizieren, Trio am Ende langsamer, IV Tutti-Akkorde zu fest

 

4

Bruno Walter

New York Philharmonic Orchestra

CBS       Sony

1953

17‘27

 

I gewichtiges Musizieren, In Tutti-Abschnitten auch pompös, dabei jedoch kompakt, II T. 24 und T. 30 1. Vl. zu theatralisch (alter Stil), am Ende der Exposition und Durchführung starkes Rit., T. 42 ff. Bässe zu leise, III gewichtiges Musizieren, IV p-Bereich unterbelichtet, dagegen f = ff

 

4

Thomas Beecham

Royal Philharmonic Orchestra

Columbia   Sony

1954

17‘41

 

Beecham weiß, wie man die Musik spielen muss, leider spielt das Orchester nicht immer auf der gewünschten Höhe, laute Tutti-Stellen etwas fest, II stumpfer Klang, verhangen, III gravitätisch, Trio etwas geschleppt, geringe Spannung, IV Pk. T. 17 ff. und später zu leise, Blech oft zurück

 

4

Jukka-Pekka Saraste

Scottish Chamber Orchestra

Virgin

1987

22‘42

 

helles Klangbild, gute Balance und Transparenz, II ausgewogen, Bässe etwas leise, Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV Pk. ohne Attacke

 

4

Arturo Toscanini

New York Philharmonic Orchestra

Victor    Naxos 

1929

19‘50

 

4

Leonard Bernstein

Wiener Philharmoniker

DGG

1984

19‘41

 

live, I nicht immer locker, Spannung hängt hier und da etwas durch, IV Pk-Einsätze entsprechen nicht immer der Partitur – insgesamt etwas routiniert

 

4

Ernest Bour

Sinfonie-Orchester des SWF

Cascade

1970

17‘43

 

I ausgewogenes Musizieren, II sich Zeit lassend, Musik schön gesungen, III Trio mit viel Klangsinn, IV elastisches Musizieren, T. 63-65 sowie T. 207-209 Streicher kleben etwas an den Noten

 

4

Karl Böhm

Wiener Philharmoniker

DGG

1980

18‘54

 

I sorgfältig, jedoch wenig con spirito, Musik in Verlaufsform, II Klang weicher als bei BPh, etwas schwerfällig, jedoch nuanciert, III im Tutti ein wenig Hall, Klang könnte etwas aufgefächerter sein, Scherzo gravitätisch, IV Allegro, kein Presto

 

4

Karl Böhm

London Symphony Orchestra

Andante

1973

18‘10

 

live Salzburg, I Klang kaum perfekt eingefangen, mächtig an Tutti-Stellen, rhythmisch nicht immer akzentuiert, Spannungseinbruch, kaum con spirito, II romantisch, Klang zu breit, III nicht mehr als solide, ausgewogen, routiniert

 

4

Pierre Monteux

Sinfonie-Orchester des NdR Hamburg

Preludio

1964

22‘02

 

live, I verhangenes und etwas stumpfes Klangbild, Transparenz in allen Sätzen nicht wie gewünscht, II sehr ruhig, an den Enden von Exposition und Durchführung Rit., III Trio langsamer, IV vital, Bläser im Tutti etwas unterbelichtet, bester Satz!

 

4

Riccardo Muti

Wiener Philharmoniker

Philips

1997

21‘35

 

I spielfreudig, schlankes Musizieren, klares Klangbild, gute Balance und Transparenz, II schön gespielt (philharmonische Streicher), wünschte sich jedoch mehr Akzente, III etwas einfallslos, IV straff, die beiden Themen könnten sich mehr voneinander abheben

 

4

James Levine

Wiener Philharmoniker

DGG

1987

22‘32

 

I philharmonischer Klang, jedoch aufgelichtet, könnte etwas lockerer musiziert sein, Hall, II etwas betulich, große Rit. vor Durchführung und am Satzschluss, III gebremstes Tempo, IV presto, lockereres Musizieren

 

4

Rafael Kubelik

Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks

CBS    Sony

1980

21‘59

 

philharmonischer Mozart, I große Linie, jedoch kaum Detail-freudig, II fließend, III kaum Kontrast zwischen Menuett und Trio, IV wie abgespult, warum nicht differenzierter?

 

4

Sylvain Cambreling

SWF Sinfonie-Orchester Baden-Baden

Glor

2006

18‘05

 

I sehr flüssig und rund musiziert, es läuft wie geschmiert, II zu schnell, ohne Widerstände, glatt, ohne Ausdruck, IV untadelig – insgesamt fehlt es an Nachdruck

 

4

Karl Münchinger

Klassische Philharmonie Stuttgart

Intercord

1980

17‘54

 

I zu gelassen, etwas stumpfes Klangbild, II Oberstimmen-betont, Bässe zu zurückhaltend, kaum Tempogegensatz zum Kopfsatz, III gefällt besser, IV lebendiger Vortrag

 

4

Sergiu Celibidache

Münchner Philharmoniker

Rundfunk-Mitschnitt BR

1991

18‘22

 

live, I im Vergleich zu SWR 76 weniger bewegt, weniger locker, gute Balance und Transparenz, II zu gewichtig, III Menuett und Trio ohne Gegensatz, IV Allegro, p-zu laut, als mf

 

4

Harry Blech

London Mozart Players

HMV     forgotten records

1954

16‘52

 

I sehr bewegt, stürmisch, insgesamt etwas harter Klang, etwas robust, II Blech zeigt jetzt Klangsinn, Bässe jedoch unterkühlt, III Menuett und Trio kaum gegeneinander abgesetzt, Trio zu laut, IV in der Anlage wie Satz I

 

4

Herbert von Karajan

Philharmonia Orchestra London

EMI

1952-55

20‘51

 

4

Herbert von Karajan

Berliner Philharmoniker

DGG

1976

16‘36

 

4

John Barbirolli

Hallé Orchestra Manchester

BBCL

1967

17‘45

 

live – I eher maestoso als con spirito, II zu gewichtig, III maestoso, IV presto! Satz gefällt am besten

4

Daniel Barenboim

English Chamber Orchestra

EMI

1966/67

18‘10

 

I festlicher Vortrag, II langsam, kräftiges Rit. am Ende der Exposition und am Satzende, romantische Art, III Menuett pomposo, anmutig gespieltes Trio, IV Presto, Tempo geht T. 59 ff. und T. 178/79 leider auf Kosten der Artikulation

 

 

 

 

 

3-4

Charles Mackerras

Prager Kammerorchester

Telarc

1988

19‘47

 

I klanglich aufgeplustert, Artikulation T. 77-79 bei Vl. etwas verwaschen, II T. 13 Vl. geschludert, bei der Whlg. o. k., großzügige Dynamik, bewegtes Musizieren, nicht immer mit der gewünschten Sorgfalt, III gehetzt, IV Presto, Satz gefällt am besten

 

3-4

Joseph Keilberth

Bamberger Symphoniker

Telefunken   Warner

1963

16‘46

 

I anfangs rhythmisch nicht top, Th. in der Reprise T. 141 ff. zu robust, II kaum p, Dynamik insgesamt etwas großzügig gehandhabt, III routiniert, IV kaum artikulatorische Feinarbeit, PK. unterbelichtet

3-4

Emmanuel Krivine

Sinfonia Varsovia

Denon

1990

17‘55

 

I klingt stellenweise recht mechanisch, etwas stumpf, II wie nur durchgespielt, III gediegen, IV Presto! – Aufnahme hinterlässt keinen bleibenden Eindruck

3-4

Hermann Abendroth

Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin

Eterna        Berlin Classics

1955

17‘02

 

I Anlage überzeugend, jedoch spieltechnische Mängel, etwas stumpfer Klang, Balance nicht immer top, III Menuett und Trio in derselben Manier gespielt, IV Bläser gehen in lauten Tutti-Abschnitten total unter – insgesamt philharmonischer Stil

3-4

Jeffrey Tate

English Chamber Orchestra

EMI

1984

21‘01

 

I Musik auf bekannten Wegen, II macht einen etwas schwerfälligen Eindruck, III hier wäre ein wenig mehr an Klangsinn angebracht, IV mit Verve, jedoch nicht sonderlich differenziert

3-4

Erich Leinsdorf

Royal Philharmonic Orchestra

Westminster   MCA    DGG

1955

16‘15

 

Leinsdorf lässt sich nicht auf das Potential des Werkes ein, Holz von Aufnahmetechnik vernachlässigt, II routiniert, IV etwas handfest, Pk. kaum präsent – Mozart wie von der Stange

3-4

Igor Markevitch

Orchestre Lamoureux Paris

DGG

1957

16‘53

 

I viel Blech-Lärm in Tutti-Passagen, herabgesetzte Transparenz, französische Holzbläser, II voluminöser Klang, III Dynamik etwas grob, f-Stellen werden ff gespielt, IV Presto, hier und da kleine Flüchtigkeiten

3-4

Herbert von Karajan

Berliner Philharmoniker

EMI

1970

17‘10

 

3-4

Herbert von Karajan

RAI-Orchester Turin

DGG

1942

16‘27

 

3-4

Kurt Sanderling

Leningrader Philharmonie

HDN

1953

18‘26

 

insgesamt lebendiges Musizieren, helles Klangbild, I T. 59-65 übersteuert, auch später Defizite in der Aufnahmetechnik, III pesante, wie gestanzt

3-4

Arturo Toscanini

NBC Symphony Orchestra

Rundfunk-Mitschnitt     Naxos

1943

16‘35

 

 

 

Interpretationen nach historisch-informierter Aufführungspraxis, teilweise mit Originalinstrumenten

 

 

5

Nikolaus Harnoncourt

Concentus musicus

Sony

2012

21‘58

 

 

 

 

4-5

Claudio Abbado

Orchestra Mozart

DGA

2006

20‘39

 

im Tempo etwa wie Aufnahme mit den BPh 1991; I Klang mehr aufgefächert, mehr Details, jedoch weniger saftig, II etwas unruhiger, filigranes Musizieren, III Verzierung bei der Wiederholung des zweiten Menuett-Abschnitts, sanftes rit. vor den Tutti-Akkorden T. 3 und 4, Trio etwas langsamer, IV Presto con spirito

 

4-5

Christopher Hogwood

Academy of Ancient Music

Decca

1979

21‘30

 

I sehr heller Klang, festlich, II großbogiges Musizieren, locker, III Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV souverän bewältigt

4-5

Trevor Pinnock

The English Concert

DGA

1993

19‘43

 

I geschmeidiges Musizieren, festlich, gute Balance und Transparenz, II etwas langsam, jedoch ausdrucksstark, III gestalterischer Ernst, IV souverän bewältigt

 

 

 

 

 

4

Roger Norrington

SWR Sinfonie-Orchester Stuttgart

hänssler

2006

18‘59

 

live, I festlich, auftrumpfend, Norrington achtet auf Dynamik, sehr gute Balance und Transparenz, II viel zu schnell, Musik überfahren, III jetzt ausgewogen, IV überschäumende Musizierlaune, wie entfesselt

4

Frans Brüggen

Orchester des 18. Jahrhunderts

Philips

1985

22‘03

 

I Allegro ohne spirito, statuarisch, auch etwas aufgeplustert, II sich Zeit lassend, nuancenreich, III farbiges Spiel, Menuett und Trio gut gegenübergestellt, IV T. 63-65 nicht präzise

4

Franzjosef Maier

Collegium Aureum

DHM

1980

18‘48

 

I orchestrale Vehemenz, klangliche Wucht, markant akzentuiert, II interpretatorischer Gleichlauf, wie von anderswoher bekannt – Klang wie bei großbesetzten Orchestern, wenig HIP spürbar

4

Adam Fischer

Danish National Chamber Orchestra

Dacapo

2012

18‘01

 

I scharf geschnittenes 1. Th., Stimmführung nicht immer deutlich, helles transparentes Klangbild, manchmal etwas scharf, II 2. Vl. zu Beginn zu leise, T. 31-36 langsamer, III elastisches Menuett, Trio mit wenig Klangsinn, IV extreme Dynamik in den ersten Takten: p=pp, f=ff, etwas oberflächliche Brillanz

4

John Eliot Gardiner

English Baroque Soloists

Philips

1988

22‘47

 

I moderates Musizieren, Nebenstimmen freigelegt, II Musik spielt wie von selbst, kaum Gegensätze zwischen Menuett und Trio, IV locker, kaum eigene Handschrift

4

 

Concerto Köln

Capriccio

2002

16‘38

 

I schmetterndes Blech, Musik wie exekutiert, im p-Bereich gut differenziert, II nicht immer festes Tempo, III Musik wie im Sturm, IV wie I

4

Helmut Müller-Brühl

Kölner Kammerorchester

Naxos

2000

18‘28

 

I dichtes Klangbild, präsente Pk., gediegen, II bewegt, Musik gespielt, aber nicht entdeckt, - Musik in Verlaufsform, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck

 

 

 

 

 

3-4

Jaap ter Linden

Mozart Akademie Amsterdam

Brilliant

2002

19‘23

 

I kleine Orchesterbesetzung, deutlich musiziert, jedoch nicht wie Concerto Köln, Klangbild stellenweise gekünstelt, con spirito? II in Relation zu Satz 1 zu schnell, III/IV etwas einfallslos, Beziehung zu KV 385? Sätze III und IV nur ein Trak!

 

 

Hinweise zu Interpreten und Interpretationen

 

 

Arturo Toscanini

 

Mozarts Haffner-Sinfonie scheint eine der Favorit-Sinfonien von Toscanini gewesen zu sein, wenn man die Zahl der Einspielungen und Mitschnitte als Richtschnur nimmt. Mein Archiv führt vier Titel, außerdem eine LP mit einem Probenmitschnitt von knapp einer Stunde, den das schweizerische Label Relief vor Jahren auf den Markt gebracht hat. Von den Aufnahmen auf Tonträgern gefällt mir die Studio-Aufnahme aus 1946 am besten, da sie Mozarts Partitur am besten gerecht wird und auf Eigenmächtigkeiten verzichtet. Klanglich kann sie noch mithalten, die lauten Tutti-Abschnitte fallen jedoch kompakt aus, das war zu erwarten. Ausgeglichen klingt auch der BBC-Mitschnitt aus dem Jahr 1935, Toscanini lässt die Musik nicht einfach laufen, sondern hält das Orchester fest in den Händen. Die Bässe im 2. Satz T. 42 ff. sind jedoch kaum zu hören, das kann aber auch an den BBC-Technikern liegen. Im 3. Satz lässt der Maestro das Trio etwas langsamer spielen, was dann schon in die Nähe einer gefühligen Vortragsweise gerät. Die beiden anderen Aufnahmen, 1929 von Victor sowie der Konzertmitschnitt von 1943 fallen dagegen zurück. Zu bemängeln ist im 2. Satz das starke Abbremsen des Tempos am Ende der Exposition sowie am Satzschluss, das geht stark in Richtung Romantik (besonders 1929, dort auch unterschiedlicher Klang von S. 1 und 2 zu S. 3 und 4). Am besten kommt in beiden Aufnahmen das Schluss-Presto weg, das mit Hingabe musiziert wird.

 

 

Herbert von Karajan

 

Immer wieder in seiner langen Karriere hat sich der österreichische Maestro Mozarts „Haffner-Sinfonie“ zugewandt. Die erste Aufnahme entstand während des 2. Weltkrieges im italienischen Turin für die DGG, die letzte 1976 in Berlin mit seinen Philharmonikern. Dazwischen liegen Aufnahmen mit dem Philharmonia Orchestra, in mehreren Anläufen, sowie eine weitere Berliner Produktion 1970 für EMI. Es muss leider gesagt werden, dass Karajan in keiner dieser Aufnahmen Mozarts Geist nahegekommen ist. Sein Ego schiebt sich immer wieder vor die Partitur. Die jeweiligen Kopfsätze klingen meistens pompös und aufgeblasen, rhythmisch nicht immer tadellos abgeliefert, darunter leidet auch das Tempo. Ähnlich sieht es im Finale aus: im rasenden Tempo werden die Akkorde hingeknallt. Als Hörer wartet man bereits auf das sanftere 2. Thema. Transparenz und Balance sind nicht immer im Lot. Am erfreulichsten sind die langsamen Sätze zu nennen, auch wenn das Klangbild oft von den ersten Geigen beherrscht wird. Jedenfalls darf die Musik atmen. Der Gegensatz zwischen Menuett und Trio wird selten herausgearbeitet. Fazit: Hier liegen Aufnahmen vor, auf die man getrost verzichten kann.

 

 

Nikolaus Harnoncourt

 

Drei Aufnahmen Harnoncourts liegen klanglich und interpretatorisch nicht weit auseinander: als Hörer begegnet man immer wieder auftrumpfendem Blech, mit theatralischem Einschlag, in dem eigentlich kleinbesetztem Wiener Concentus noch mehr als in den ca. dreißig Jahre älteren Concertgebouw-Aufnahmen. Dagegen lässt Harnoncourt den langsamen Satz schön aussingen, in großen Bögen. In der Wiener Aufnahme könnte er sich hier jedoch etwas mehr Zeit nehmen. Nirgends sonst zu hören sind die merkwürdigen Zäsuren zwischen Menuett und Trio. Mir sagt der Konzertschnitt aus dem Amsterdamer Concertgebouw von 1979 auf Grund seiner Spontanität am meisten zu.

 

 

eingestellt am 25.02.06

 

Neubearbeitung und Ergänzung am 12.04.25

 

 

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