Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass

A-Dur D. 667 „Forellenquintett"

 

 

Domus Klavierquartett   Nwanoku, Kb.

Virgin

1988

37‘34

5

W

Schiff

Mitglieder des Hagen Quartetts Posch, Kb.

Decca

1983

43‘49

5

W – beste Kammermusik, sehr aufmerksames Miteinander, auch die Nebenstimmen immer präsent, sehr gute Staffelung, Pianist nie zu laut, I sehr schön die sprechenden T. 173-180, oft ist das Klavier da zu leise oder nur nebenbei

O‘Conor

Mitglieder des Cleveland Quartetts VanDemark, Kb.

Telarc

1990

37‘05

5

W – I genau, doch sehr sensibel, duftig, musikalischer Kb-Spieler, II könnte insgesamt etwas ruhiger sein, III spritziges Scherzo, V rasant, sportlich, brilliant

Richter

Mitglieder des Borodin Quartetts Hörtnagel, Kb.

EMI

1980

43‘57

5

W – immer sehr dicht an der Partitur, ausgewogene nie überhitzte Tempi, I geheimnisvoller Beginn der Durchführung, II fast schon Adagio, gelassen

Adés

Mitglieder des Belcea Quartetts    Long Kb.

EMI

2004

41‘38

5

W – mit Schubert auf Du und Du, gute dynamische Staffelung, breites Klangspektrum, I T. 181-188 Vc und Kb erzeugen kräftige Wellen, IV Var.2 nachdenklich, Var. 5 viel langsamer als gewöhnlich, eine Wonne!

 

Braley

R.Capucon, Caussé, G.Capucon, Posch

Virgin

2002

38‘07

4-5

W – immer Sonne an Schuberts Himmel, duftig, leicht und locker, Scherzo nicht immer genau artikuliert

Horszowski

Mitglieder des Budapester Streichquartetts, Julius Levine, Kb                             

CBS

1962

36‘32

4-5

Lautstärkedifferenzierung könnte besser sein, einige zeitbedingte Portamenti II con anima, III fein abgestimmt, IV schöner Ausklang, V instrumentaliter bleiben einige Wünsche übrig

Serkin

Laredo, Naegele, Parnas, Julius Levine

CBS

1967

39‘26

4-5

W – lebendig und spannend, wie bei einer gelungenen Konzertaufführung, Streicher nicht immer klangschön, dynamische Palette etwas eingeengt

Tabe

Mitglieder des Carmina Quartetts, Juga, Kb.

Solo

2008

37‘54

4-5

W – frische, zupackende, aber auch die lyrischen Partien nicht vernachlässigende Interpretation, ausgewogenes Klangbild, Kb. immer präsent

Leonskaja

Mitglieder des Alban Berg Quartetts Hörtnagel, Kb.

EMI

1985

38‘39

4-5

W – technisch hervorragend, gut gestaffeltes Klangbild, Musik fein nachgezeichnet, jedoch teilweise neutral im Ausdruck, etwas nüchtern; fühlten sich die Spieler nicht richtig gefordert?

Heisser

Hula, Kluson, Kanka, Hudec

Praga

2002

37‘45

4-5

W – II aufmerksames Miteinander, III gelungenes Trio, IV duftiges Finale – fast eine Spitzenaufnahme

Brendel

Zehetmair, Zimmermann, Duven, Riegelbauer

Philips

1994

44‘04

4-5

W – als Zuhörer fühlt man sich inmitten der Spieler, I Vl. führt zu viel

Ax

Frank, Young, Ma, Meyer

Sony

1995

37‘42

4-5

W – konzertante Darstellung von Solisten, Vl stellenweise etwas flackeriger Ton – I Ende der Durchführung zu laut, ohne Geheimnisse, III spritziges Scherzo, Trio: bei lauten Stellen etwas schneller, schöner KB T. 140/144, V hellwach, differenziert

Ax

Mitglieder des Guaneri Quartetts Julius Levine, Kb.

RCA

1984

39‘53

4-5

W - I guter Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, hellwach, II T. 24 ff. hört man an, dass ein Streichquartett spielt, keine Solisten: Va und Vc nicht dick aufgetragen wie ein Solo, sondern bescheiden aber trotzdem präsent, III erfülltes Trio, V sich Zeit für die Musik gelassen

Rösel

Suske, Hallman, Timm, Hucke

Berlin

1985

34‘53

4-5

Streicher nicht immer homogen im Klang, III Trio langsamer

 

Trio Fontenay, N.Imai, Viola,  Chi-Chi Nwanoku, Kb.

Teldec

1997

37‘20

4-5

W – Instrumente mehr einzeln als als Quintett abgebildet – II sehr nah am Text, III Trio: T. 130-137 Vl zu beiläufig, IV insgesamt nicht ganz so überzeugend, am besten der Schluss, V auf hohem Niveau

 

Zacharias

Mitglieder des Leipziger Streichquartetts, Ockert, Kb.

MDG

1998

42‘38

4

W – nicht ganz so fein gezeichnet wie in Spitzenaufnahmen, großformatig, wie im Konzertsaal gespielt, f-Akkorde immer in dergleichen Weise, den beiden letzten Sätzen fehlt etwas an Inspiration

Curzon

Mitglieder des Wiener Oktetts

Decca

1957

35‘07

4

I lauter Celloton in hoher Lage stört die Klanghomogenität, KB zu leise, III Trio langsamer, con anima!, IV Var. 5 Vc wie in Satz I, V nicht gehetzt

Hala

Mitglieder des Smetana Quartetts Posta, Kb.

Denon

1983

38‘37

4

W – musikantische Sichtweise, dynamische Vorgaben werden kaum erschöpft, durchsichtiges Klangbild, Klavier etwas pauschal

 

Beaux Arts Trio, Rhodes,Va Hörtnagel, Kb

Philips

1975

39‘17

4

W – Cello und Bratsche manchmal klanglich zurückgesetzt, immer hellwacher Pianist, gute dynamische Staffelung, III – V: Kb könnte etwas präsenter sein

Gilels

Mitglieder des Amadeus Quartetts Zepperitz, Kb.

DGG

1975

39‘04

4

W- II Va und Vc T. 24-34 zu viel Vibrato, III Streicher rau, IV Var.2 kein konzertreifes Spiel der Vl

Horszowski

Mitglieder des Budapester Streichquartetts, G.E.Moleux, Kb.

CBS/UA

1950

34‘52

4

leichtes Rauschen, Klangbild weniger durchsichtig als 1962, etwas topfig, I etwas lebendiger als 62, II nicht mehr ganz so überlegen, III Interpretation rustikaler, V großzügige Lautstärkedifferenzierung, Streicherakkorde könnten etwas gepflegter klingen

 

Haefliger

Mitglieder des Takacs Quartetts Carver, Kb.

Decca

1997

40‘46

3-4

dynamische Bandbreite ausgeschöpft, Va oft zu leise, I T. 181 ff. hohe Streicher decken tiefe fast zu, II T. 24-35 Va und Vc etwas zu scheu, III Trio-Anfang unbefriedigend

Schnabel

Mitglieder des Pro Arte Quartetts Hobday, Kb.

EMI u.a.

1935

37’37

strings: 33‘53

3-4

W – Aufnahme klingt antiquiert, zeitbedingte Portamenti, bei Schnabels-Solo-Aufnahmen oder Aufnahmen des Quartetts fällt das nicht so auf, Stimmverläufe nicht immer klar, Streicher mehr als Block aufgenommen – auf der CD des italienischen Labels strings fehlt die Wiederholung im 1. Satz

Levine

Ensemble Wien-Berlin: Hetzel, Christ, Faust, Posch

DGG

1990

39‘12

3-4

W – sehr helles Klangbild mit immer führender Violinstimme, sehr schlank musiziert; man gewinnt den Eindruck, dass jedes Streichinstrument seinen Part, jedoch letztlich nicht das Forellenquintett spielt, es scheint so, als hätte man die 5 Instrumente getrennt aufgenommen und zum Schluss zusammengefügt, IV schönes non legato des Klaviers

 

Haydn Trio, A.Arad, Viola, L.Streicher, Kb.

Teldec

1982

39‘02

3-4

W - Vl klingt ein wenig „seifig"

Eschenbach

Mitglieder des Koeckert Quartetts Hörtnagel, Kb.

DGG

1964

35‘22

3-4

viel sauberer gespielt als bei Schnabel, trotzdem weniger überzeugend, da das Ensemble fast nur mf und f spielt, kein richtiges p, dadurch wird die Musik eintönig

 

Wanderer Trio, Gaugué,Va., Logerot, Kb.

HMF

2002

37‘56

3-4

W – zwiespältige Aufnahme, höchstes instrumentales Können verleitet die Spieler Schuberts Musik zu leicht zu nehmen, alles klingt geglättet, wenig vertieft, zudem das Ensemble auch nur über eine geringe Lautstärkenpalette verfügt, Variationssatz ist die Ausnahme

 

 

The Nash Ensemble

IMP

1987

44‘24

3

W – Mikros bei der Aufnahme (zu) entfernt, etwas stumpfes Klangbild; homogenes Musizieren, jedoch neutral im Ausdruck, Kb etwas zu leise

El Bacha

Salzburger Solisten

Mirabell

1992

34‘55

3

nichts falsch gemacht, die Musik wird jedoch allzu nüchtern, brav, ohne Esprit vorgetragen

Aufnahmen in historisch informierter Interpretation, teilweise mit Originalinstrumenten:

 

Hausmusik

Virgin

1990

38‘13

5

sehr klar und durchsichtig, Pianoforte deckt Streicher nie zu, Kb könnte ein wenig kräftiger sein, total entfetteter Schubert, frisch, differenziert, kopfgesteuert -IV gewinnt sehr durch die Original-Instrumente

Immerseel

L’Archibudelli

Sony

1997

35‘18

5

W - sehr lebendig, frisch, sehr gutes Miteinander, II Andante con moto, im A-Teil etwas unruhig

 

Lubin

The Academy of the Ancient Music Chamber Ensemble

Decca

1991

40‘17

4-5

klingt saftiger als Hausmusik, dynamische Differenzierung dort jedoch besser, KB bringt sich mehr ein – bauchgesteuert, musikantisch

Schuberts Forellenquintett zählt bei Musikfreunden zu den Lieblingswerken des Meisters. Es ist m. W. das erste Werk, in dem Schubert auf eine früher entstandene Liedmelodie als Grundlage eines Variationssatzes zurückgreift. Der eine oder andere Leser wird die Variationen über „Trockene Blumen" D. 802 aus der Schönen Müllerin kennen, oder die Fantasie für Violine und Klavier C-Dur D. 934, hier variiert Schubert im 3. Satz die Melodie des Liedes „Sei mir gegrüßt". Am bekanntesten jedoch ist neben dem Forellenquintett das Streichquartett d-Moll D. 810, in der das Lied „Der Tod und das Mädchen" im 3.Satz so eindrucksvoll verarbeitet wird. Die Besetzung des „Forellenquintetts" ist ungewöhnlich und geht wahrscheinlich auf das Vorbild Johann Nepumuk Hummels, einem älteren Zeitgenossen Schuberts, zurück. Beim kanadischen Ensemble Hausmusik sowie beim Wanderer-Trio sind beide Quintette miteinander gekoppelt, wer eine der Scheiben besitzt, kann Vergleiche anstellen. Hummel verzichtet jedoch auf einen Variationensatz.

Der erste Satz des A-Dur Quintetts ist Allegro vivace überschrieben, d. h. es soll sofort schnell gespielt werden. Alle Ensembles spielen den Beginn jedoch mehr oder weniger langsamer, so als läge hier eine Einleitung vor und finden sich erst ab T.25 im schnellen Grundtempo. Einen Takt später schreibt Schubert für die ersten fünf Noten des Kontrabasses pizzicato vor, der Spieler soll also seine Saiten zupfen, danach folgen für den Kb anschließend vier Noten, die sollen arco, also mit dem Bogen, gestrichen werden, hört man das von den Kontrabassisten? Oft bleibt es im Unklaren, außerdem sollen die Noten auch leise gespielt werden. Deutlich unterscheiden die Bassisten bei Serkin, Schiff, Curzon, Gilels, Leonskaja, Hala, Braley, El Bacha, Immerseel zwischen pizzicato und arco. Bei Lubin und Brendel u. a. klingt es nahezu gleich. Ab T. 84 spielt der Flügel allein zweimal hintereinander eine zweitaktige Melodie mit einem punktierten Vierton-Motiv in der Mitte, beim dritten Mal wird das Viertonmotiv höher gespielt und gebunden statt staccato wie zuvor. Einige Pianisten (Richter, Leonskaja, Zacharias, Levine, Haefliger, Immerseel, Braley, Heisser, Fontenay, Domus, Belcea) negieren die Punktierung und spielen ausdrucksvoll gebundene Achtel, wie es die Violine in T. 96 vorführt. In der Reprise T. 274 schreibt Schubert dann ausdrücklich gebundene Achtel an dieser Stelle vor.

Die Wiederholung der Exposition des 1. Satzes wird von den meisten Formationen befolgt, mit W gekennzeichnet. Die Wiederholung des 1.Teils im Finale bringen nur Richter, Lubin, Belcea, Nash, Schiff, Zacharias und Haefliger.

eingestellt: 2003

Überarbeitung und Ergänzung: 07.05.11

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