Das Klassik-Prisma

 

 Bernd Stremmel

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Bela Bartok

Konzert für Orchester (1943)

 

Fricsay

Radio Sinfonie-Orchester Berlin

DGG

1957

36‘42

5

sehr klar und deutlich, genaue Beachtung und Verdeutlichung von Details sowie Lautstärkerelationen, II Choral des Blechs T.121ff sehr plastisch, III klagende Oboe, molto espressivo

Solti

London Symphony Orchestra

Decca

1965

36‘07

5

frisch, vital, teilweise grell

Blomstedt

San Francisco Symphony Orchestra

Decca

1993

36‘35

5

I T. 35-50 sehr erregt, II scherzando! mit Witz, III klagende Oboe, espressivo, V Paukensoli teilweise etwas zu kultiviert

Chailly

Concertgebouw Orchester

Decca

1995

38‘56

5

engagiertes Musizieren

Boulez

Chicago Symphony Orchestra

DGG

1992

36‘56

5

durchsichtig, analytisch, Blick aufs Detail, trotzdem intensiv

Maazel

Berliner Philharmoniker

DGG

P 1981

37‘43

5

I nicht ganz so analytisch wie Boulez, II musikantischer Ansatz, höchstes Niveau

 

Ancerl

Tschechische Philharmonie

Supraphon

1963

38‘36

4-5

I viele Details, Holz gut durchhörbar, es fehlt etwas Stringenz, II könnte pointierter gespielt werden, III espressivo!, V mit Feuer, verschiedene Kompositionsebenen gut herausgestellt

Jansons

Oslo Philharmonic Orchestra

EMI

1990

38‘03

4-5

Atmosphäre und Schwung, I Holzbläser stellenweise etwas zurück

Cantelli

NBC Symphony Orchestra

Testament

1951

39‘01

4-5

live – Cantelli identifiziert sich mit dem neuen Stück, I glühende Einleitung, insgesamt gelassene Tempi, spieltechnische und aufnahmetechnische Mängel

Szell

Cleveland Orchestra

Sony

1965

34‘37

4-5

insgesamt sehr genau und klar dargeboten, klingt jedoch nicht so archaisch und urwüchsig

van Beinum

Concertgebouw Orchester

Decca

1948

36‘44

4-5

eine der ersten Aufnahmen des Werkes, IV Zitatstellen sehr drastisch, V Trompeten T.222ff betont hässlich

Reiner

Chicago Symphony Orchestra

RCA

1955

37‘11

4-5

klanglich nicht so präsent, I Holz etwas zurückgesetzt, II klar, rhythmisch, Choral T. 123 ff ohne Magie, III bedrohlich

Solti

Chicago Symphony Orchestra

Decca

1981

35‘24

4-5

klingt nicht mehr so urwüchsig-archaisch wie in London

Kubelik

Royal Philharmonic Orchestra

EMI

P 1959

37‘16

4-5

etwas kompakter Klang, Holzbläser teilweise überdeckt, III sehr ausdrucksvoll

Kubelik

Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks

Orfeo

1978

36‘14

4-5

live – Streicher oft mit breitem Strich, II Fagott zu Beginn zu hallig, kleine Trommel im Choral zu leise, III T. 10 ff Wechsel von Klarinette zu Flöte könnte etwas deutlicher sein

Karajan

Philharmonia Orchestra

EMI

1953

37‘51

4-5

klingt urwüchsiger als die Berliner Aufnahmen

Karajan

Berliner Philharmoniker

DGG

1965

38‘45

4-5

 

Karajan

Berliner Philharmoniker

EMI

1975

38‘26

4-5

 

 

Ormandy

Philadelphia Orchestra

Sony

1963

37‘36

4

Ecken und Kanten etwas abgeschliffen, für Menschen die Bartok kennenlernen wollen, aber das Bizarre scheuen

Dorati

London Symphony Orchestra

Mercury

1962

37‘04

4

plastische Pizzicati bei den Bässen, III Holzbläser könnten etwas hervortreten, V Horneinsatz T. 221 unterbelichtet

Horenstein

Orchestre National Paris

M&A

1961

38‘43

4

live – Orchester nicht Spitze, I magischer Beginn, im weiteren Verlauf jedoch nachlassend, III Spannung wird aufgebaut, jedoch nicht konsequent weiterverfolgt

Ansermet

Philharmonia Orchestra

BBCL

1958

36‘59

4

live – hat mehr Spannung als die Studioeinspielung, Finale etwas blass

Ansermet

Orchestre de la Suisse Romande

Decca

1956

36‘49

4

I zügige Einleitung, Orchester nicht immer Spitze, II schöner Choral, besser als zwei Jahre später, IV geringere Spannung, V mehr referiert als empfunden

Skrowaczewski

Radio Sinfonie-Orchester Saarbrücken

Oehms

2002

39‘33

4

I dritter Einsatz der Streicher in der Einleitung lauter, obwohl p, musikantischer Ansatz

Lehel

Tschechische Philharmonie

Praga

1979

36‘08

4

live – klanglich fehlt der Aufnahme etwas Saft, einige Ungenauigkeiten gehen wohl auf das Konto der live-Aufnahme

Mehta

Berliner Philharmoniker

Sony

1989

36‘04

4

im Vergleich zu Maazel mit demselben Orchester konventioneller, weniger differenziert, III Anfang seltsam starr und unbeteiligt, im weiteren Verlauf etwas unbekümmert, weniger Spannung

Wolff

Philharmonia Orchestra

Teldec

1993

38‘46

4

I Einleitung: Tempodehnung beim Schwirren der Streicher, könnte ein klein wenig schneller sein, II kleine Trommel etwas dumpf, markante Bratschenstelle T.87ff verschenkt

Bernstein

New York Philharmonic Orchestra

Sony

1959

39‘17

4

I bei schnellen Stellen etwas schwerfällig, hat für eine Studio-Einspielung nicht den letzten Schliff, III T. 10 Wechsel Klarinette zu Flöte nicht gut zu vernehmen, oder war das Absicht?, T. 29-33 Streicher zu laut, einige Übertreibungen, IV das liegt Bernstein, V trifft den Nerv der Musik, Feuerwerk, aber auch etwas plakativ

Previn

Los Angeles Philharmonic Orchestra

Telarc

1988

38‘07

4

insgesamt etwas lustlos, Sätze 3 und 5 noch am besten

Schmidt-Isserstedt

Sinfonie-Orchester des NdR

EMI

1966

36‘20

4

live – steigert sich von Satz zu Satz

Leinsdorf

Boston Symphony Orchestra

RCA

1962

36‘44

4

I ein wenig derb, aber mit Lust bei der Sache, IV Zitate moderat

 

Fischer, Adam

Staatliches Ungarisches Sinfonie-Orchester

Nimbus

P 1990

41‘50

3-4

I Einleitung zu langsam und zu verhalten, insgesamt ohne Schwung, es läuft so, II gelassen, Abschnitte könnten etwas mehr gegeneinander abgesetzt werden

Salonen

Los Angeles Philharmonic Orchestra

Sony

1996

38‘21

3-4

nicht sonderlich beteiligt, eher ein Pflichtstück

Celibidache

Münchner Philharmoniker

EMI

1995

49‘26

3-4

live – langsam, zäh, jedoch sehr deutlich, teilweise wie buchstabiert

In allen aufgeführten Aufnahmen wird im letzten Satz der 2. Schluss gespielt.

Herbert von Karajan hat drei Studio-Einspielungen hinterlassen, eine mit dem Philharmonia Orchestra, die beiden anderen im Abstand von 10 Jahren mit den Berliner Philharmonikern. Beim Vergleich hört man deutlich Karajans Wandlung zum absoluten Ästheten, alles muss sehr perfekt und mit höchster klanglicher Verfeinerung abgeliefert werden, alles Derbe, Rustikale, das stellenweise auch eingearbeitet wurde, wird hin zum absolut Schönen moduliert und geschliffen. Sicher trifft es nicht immer Bartoks Absicht, trotzdem nötigt es, was die Berliner gerade in der letzten Aufnahme vorführen, Bewunderung ab. Skrowaczewskis Interpretation, die ich vergleichend zu Karajans hörte, zeigt einen musikantischen Ansatz, stellenweise scheint er mir der Partitur näher zu sein, leider hat sein Orchester nicht das Format der Berliner. Karajan steht dem Werk insgesamt distanzierter gegenüber, die unbedingte Intensität seines Musizierens überzeugt aber dann doch. Wilhelm Furtwängler hat Bartoks Konzert in Berlin im Herbst 1950 auch aufgeführt, vielleicht erreicht uns irgendwann ein Rundfunkmitschnitt.

eingestellt am 18.07.07

ergänzt am 25.07.11

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